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Das Dauergrinsen
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Das Dauergrinsen

Rolf Müller
Ein Beitrag von Rolf Müller, Pastoralreferent Pfarrei Mariä Himmelfahrt, Frankfurt

Letzte Woche habe ich einen alten Bekannten an der Straßenecke vor unserem Pfarrhaus getroffen. Wie immer, wenn wir uns sehen, haben wir miteinander geplaudert. Schon bei den ersten Worten habe ich mir gedacht: „Mensch, der ist ja gut drauf heute!“ Und mein Gefühl hat mich nicht getäuscht. „Wir bekommen ein Kind!“, platzte es aus ihm heraus, „und seit zwei Monaten laufe ich mit einem Dauergrinsen rum.“

„Dauergrinsen“ – das Wort fasziniert mich. Ich kenne das auch von mir selbst. Da bekomme ich eine richtig gute Nachricht; vielleicht sogar nach einer längeren Durststrecke, und ich bin richtig glücklich. Und das nicht nur für ein paar Stunden oder Tage. Nein, das hat bei mir auch schon mal ein paar Wochen angehalten. Ich erinnere an die Sache mit dem geschafften Diplom oder meine Freude über die neue Stelle, die ich bekommen hatte. Natürlich habe ich da nicht wochenlang im körperlichen Sinne gegrinst. Aber: Ich war meistens gut gelaunt und voller Pläne – genau wie mein alter Bekannter von der Straßenecke.

„Dauergrinsen“ – das ist für mich ein Zustand. Und der passt auf mich auch auf das, was gerade in meiner Kirche beim Gottesdienst ständig passiert. Da wird seit über drei Wochen ständig „Hallelujah“ gesungen, die Priester tragen die festlichen weißen Gewänder, alles ist toll geschmückt und die Osterkerze brennt. Ich merke: Da wird sich immer noch über Ostern gefreut. Das kann ich gut verstehen. Denn Ostern heißt ja für mich nichts anderes als: Der Tod hat nicht das letzte Wort. Wenn das mal keine gute Nachricht ist! Denn das heißt ja für mich: Mit dem Tod ist nicht alles aus. Ich denke da an meinen verstorbenen Vater und an so viele andere Menschen, die mir lieb waren und jetzt nicht mehr leben. Da kommt mir die Osternachricht: „Wir werden uns wiedersehen“ gerade recht – und lässt mich innerlich ein wenig grinsen.

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