Ihr Suchbegriff
Beitrag anhören:
Zwischen den Jahren
Bildquelle: pixabay

Zwischen den Jahren

Michael Friedrich
Ein Beitrag von Michael Friedrich, Katholischer Diakon in der Pfarrei St. Peter und Paul, Hosenfeld
Beitrag anhören:

"Zwischen den Jahren" bezeichnen wir die Zeit nach dem Ende des Weihnachts-festes bis zum Neujahrstag. Diesen Ausdruck gibt es bereits seit dem 14. Jahrhundert habe ich auf der Seite der "Gesellschaft für deutsche Sprache" gelesen.  Verschiedene Kalender und damit verschiedene Daten für den Tag des Jahresbeginns sind der Grund dafür. Im Jahre 1691 wurde der 31. Dezember verbindlich als letzter Tag des Jahres festgelegt. Also gibt es die Zeit "zwischen den Jahren" offiziell gar nicht mehr. Die Redewendung aber ist geblieben. Für viele Menschen fühlt sich der Ausdruck passend an: Nach dem Weihnachtsstress und vor der Silvesterfeier - auch wenn in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie diese Zeit bei vielen vermutlich entschleunigter verlaufen ist. Viele Menschen nutzen diese Zeitspanne gerne zum Entspannen.

Ich mag diese Tage auch. Sie sind weniger gefühlsbeladen als Weihnachten und nicht so voller Trubel wie Silvester. Diese Tage sind so etwas wie die Dämmerung des Jahres: Das alte Jahr ist noch nicht vergangenen und das neue Jahr ist noch nicht da. Eine Zeit des sanften Übergangs. Meist ist in dieser Zeit nach der Weihnachtshektik wieder Ruhe eingekehrt. Zeit, die zu innerer Einkehr einlädt.

Das geht zum einen sehr praktisch. An meiner Arbeitsstätte ist dann weniger los und seit Jahrzehnten nutze ich diese Tage, um meinen Schreibtisch aufzuräumen und eventuell offene Vorgänge noch zu beenden. Ich mache Bilanz, denn automatisch schaue ich dann auf die Projekte und Ereignisse des vergangenen Jahres zurück. Auch sinne ich darüber nach, was das neue Jahr wohl bringen wird und schmiede vielleicht sogar schon Pläne.
Zum anderen halte ich aber auch persönlich Rückschau. Gerne mache ich dann lange Spaziergänge in einer schönen Landschaft oder verbringe einige Tage im Kloster. Ich nutze die Zeit ebenso gerne für Gespräche mit Menschen, die mich gut kennen und mir wohlgesonnen sind. Auch die Bibel berichtet uns, dass Jesus häufig die Stille suchte oder an einsame Orte ging. Dort konnte er in Ruhe nachdenken und natürlich beten.

Gerade jetzt zwischen den Jahren laden viele Kirchen zum Besuch ein. Eine Einladung in die besondere Atmosphäre der großen Räume und der Stille. Eine Einladung zur Inspiration durch die Architektur, die Kunstwerke und vielfach aufgebaute Weihnachtskrippen. Eine Einladung, das Spiel von Licht und Schatten zu erfahren oder eine flackernde Kerze zu beobachten. Eine Einladung, den eigenen Gedanken in dieser Stimmung Raum zu geben.

Und vielleicht formulieren die Lippen in dieser besonderen Situation daraus ein Gebet. Ein "Danke" für das vergangene Jahr oder ein "Bitte" auf dass das nächste besser werde. Ihm, unserem Gott, der dort zu Hause ist, können Sie alles anvertrauen. Er hält eine wirklich tröstende Verheißung für uns alle bereit. Nachlesen können wir sie im Matthäusevangelium (28,20): "Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt."  

 

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren