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Zeitlupe
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Zeitlupe

Anke Zimmermann
Ein Beitrag von Anke Zimmermann, Evangelische Pfarrerin, Homberg/Efze
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Meine Nichte Lilli ist bei den Großeltern zu Besuch. Sie ist ein lustiges siebenjähriges Mädchen. Bei Oma und Opa gibt es immer Nachtisch. Den liebt Lilli sehr. Heute gibt es Apfelmus. „Wollen wir Sahne dazu essen?“ fragt ihr Großvater grinsend. „Ja, na, klar!“ Lilli springt von der Eckbank, sie rennt zum Kühlschrank und holt die Sprühsahne heraus.
„Die musst du erst feste schütteln“, sage ich zu ihr. Und sofort beginnt Lilli und schüttelt die Sahne. „Weißt du was?“, fragt sie. „Ich kann auch Zeitlupe.“ Etwas irritiert schaue ich Lilli an. Und dann zeigt sie es mir.
Gaaaaanz langsam bewegt Lilli ihren Arm mit der Sprühsahne von unten nach oben und genauso langsam bewegt sie ihn dann von oben nach unten. Das sieht so lustig aus und wir müssen alle lachen.

„Ich kann auch Zeitlupe.“ Das ist toll, mitten im Alltag verlangsamt sein, die Zeit fast ein bisschen anhalten. Lilli kann das. Und ich denke mir: Vielleicht ist der November genau dafür gemacht, dass wir etwas die Zeit anhalten, zur Ruhe kommen, einen Gang zurückschalten.

Die Sommermonate und die warmen Herbsttage sind oft mit vielen Aktionen verbunden: Arbeit im Garten und in der Landwirtschaft, die Ernte, verreisen, Feste feiern. Im November ist Rückzug angesagt. Jetzt muss ich nichts mehr im Garten machen und jetzt muss ich auch keine Fenster mehr putzen. Jetzt kann ich einfach so auf dem Sofa sitzen und meinen Gedanken nachhängen. Es wird ruhiger und das gefällt mir.

„Alles hat seine Zeit“, sagt die Bibel. Es gibt eine Zeit der Unruhe und der Ruhe, eine Zeit der Arbeit und des Ausruhens. So hat es Gott gedacht und gut für uns eingerichtet. Im November geht auch Zeitlupe, Gott sei Dank!

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