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Wir. Jetzt. Hier. Zusammenhalt.
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Wir. Jetzt. Hier. Zusammenhalt.

Eva Reuter
Ein Beitrag von Eva Reuter, Katholische Pastoralreferentin, Betriebsseelsorge im Bistum Mainz / Regionalstelle Rheinhessen

„Wir. Jetzt. Hier. Zusammenhalt“ ist das Thema des Caritas-Verbands in Deutschlands für die Jahre 2018 bis 2021 und zugleich das Motto des Jahreskongress der Caritas, der heute in Berlin endet. Der Caritas-Verband möchte den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern. Das tut er ja schon durch die Hilfe für Menschen in Not und die Beratung für Menschen in schwierigen Lebenssituationen. Die Kampagne macht in der Öffentlichkeit darauf aufmerksam, wie wichtig Zusammenhalt für die Gesellschaft und für das zufriedene Leben jedes Einzelnen ist.

Zusammenhalt ist zurzeit auch ein wichtiges Thema in der Europäischen Union. Heute ist der Tag, an dem der Brexit stattfinden sollte. (Bis zum Schluss blieb es eine Zitterpartie.) Viel ist darüber in den vergangenen Monaten berichtet und diskutiert worden: Warum es zum Brexit kam und was es für die Menschen innerhalb und außerhalb Großbritanniens bedeutet.

Für mich bedeutet es: Ein weiterer Stein fehlt im Gebäude. Ich sehe unsere Gesellschaft, in meiner Stadt, in Deutschland, in Europa – ja letztlich in der Welt, als gemeinsames Haus. In diesem Haus müssen wir alle leben und miteinander auskommen. Menschen oder Staaten, die sich bewusst ausklinken, hinterlassen ein Loch. Je mehr Leute beschließen, dass sie lieber nur für sich oder für ihre Nationalität sorgen, desto ungemütlicher und instabiler wird das Haus.

Diese Entwicklung sehe ich mit Sorge, denn ich bin überzeugt davon: Wir als Gesellschaft und letztlich auch als Menschheit können nur gut leben, wenn wir zusammenarbeiten und uns gegenseitig unterstützen. Ich frage mich, warum scheinbar immer weniger Menschen diese Sichtweise teilen.

Vermutlich ist es wie so oft im Leben eigentlich einfach und doch kompliziert: Einerseits müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Es muss sozial und gerecht zugehen, das liegt oft nicht in der Macht des Einzelnen. Andererseits geht es nicht ohne das persönliche Engagement vieler einzelner Menschen. Auch ich muss meinen Teil beitragen und mich so verhalten, dass ein respektvoller Umgang miteinander möglich ist.

Ich habe das vor ein paar Wochen gespürt, als ein türkischstämmiger Unternehmer aus meinem Ort im katholischen Pfarrheim zu einem Brunch für Einheimische und Neubürger eingeladen hat. Er ist davon überzeugt: Wir können nur gemeinsam als gute Nachbarn leben, deshalb ist Begegnung wichtig.
Es war ein sehr schöner Vormittag: Es gab leckeres orientalisches Essen und schöne Begegnungen. Ich saß neben einer jungen Frau aus der Türkei, die erst seit kurzer Zeit in Deutschland ist und nur wenige Worte Deutsch spricht. Mit Händen und Füßen und später mit einer Dolmetscherin kamen wir ins Gespräch und entdeckten Gemeinsamkeiten. Zum Beispiel hat in sie ihrer Heimat als Religionslehrerin gearbeitet. Die Veranstaltung war für viele eine Bereicherung. Aber ohne das Engagement eines Einzelnen wäre sie nicht zustande gekommen.

Ich finde es wichtig, dass wir immer wieder unsere Augen öffnen für die Menschen um uns herum. Erstmal in unserer direkten Nachbarschaft – aber eben auch etwas weiter gefasst. Deshalb werde ich auch ganz sicher zur Europawahl am 26. Mai gehen. Ich möchte, dass viele Menschen ein Zeichen für Zusammenhalt in Europa setzen. Und ich möchte mich dafür einsetzen, dass Gesellschaft als Gemeinschaft verstanden wird. Sicher gibt es Meinungsverschiedenheiten und auch Ängste, aber ich bin sicher: Die lassen sich in respektvollem Miteinander und gemeinsam besser bewältigen als alleine. Ganz konkret: Wir. Jetzt. Hier. Zusammenhalt!

 

 

 

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