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Vorräte anlegen
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Vorräte anlegen

Dr. Peter Kristen
Ein Beitrag von Dr. Peter Kristen, Evangelischer Pfarrer und Studienleiter, Religionspädagogisches Institut Darmstadt
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Vorräte lagern bei uns in Deutschland meist in Speisekammern, in der Tiefkühltruhe oder in Kellerregalen. In Nordspanien sammeln die Menschen Mais, Kartoffeln oder Olivenöl für alle sichtbar in traditionellen Vorratshäuschen.

Vorratshaltung in Spanien: Horreos

An den Giebeln tragen diese Horreos oft ein Kreuz oder ein altes Schutzsymbol. Die zeigen an: Es geht nicht ums Sattwerden allein. Die Vorratshäuschen stehen frei neben den Wohnhäusern auf steinernen Stelzen, damit die Vorräte nicht von Mäusen gefressen werden.

Die Vorräte der Maus Frederick

Nicht nur in Spanien, sondern weltweit hat ausgerechnet eine Maus bei vielen Kindern und Erwachsenen den Blick auf eine andere Art Vorräte gelenkt. Auf die, die man nicht in Vorratshäuschen sammeln kann: Die Maus Frederick in dem Bilderbuch von Leo Lionni. Während die anderen Mäuse für den Winter Stroh, Beeren und Nüsse sammeln, kümmert sich Frederick um Farben, Wörter und Sonnenstrahlen. Als die Mäuse dann fast alle Vorräte aufgeknabbert haben, sinkt die Hoffnung und sie fragen Frederick: „Was ist mit deinen Vorräten?“ Frederick sagt: „Schließt die Augen!“ Und dann beschreibt er ihnen, wie sich die Sonnenstrahlen anfühlen, wenn sie das Mäusefell wärmen, wie die Farben der Blumen im Frühling leuchten, wie der Wind im Sommer über ein Kornfeld streicht. Das nährt die Mäuse von innen heraus. So haben sie von allem genug.

Innere Vorräte geben Hoffnung

Werde ich genug haben? Die Frage beschäftigt mich, wenn ich für karge Zeiten Vorräte anlege. Genug Beeren und Nüsse, genug Farben und Wörter?
Zu meinen inneren Vorräten gehören Sätze des evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer. Bonhoeffer schreibt: „Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage so viel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen. In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwunden sein.“  Das ist für mich ein Vorrat, das Vertrauen: Wenn ich mehr Kraft brauche, als ich habe, für mich oder für andere, dann werde ich sie zur richtigen Zeit bekommen.

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