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Unterwegs mit den Glückssuchern
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Unterwegs mit den Glückssuchern

Ein Beitrag von Janine Knoop-Bauer, Evangelische Pfarrerin, Darmstadt

Die Menschen die Jesus gefolgt sind, waren Glückssucher. Sie hofften, dass er ihnen das Himmelreich bringt. Einen Ort, an dem sie glücklich sein konnten. Sorgenfrei und nahe bei Gott. Es sollte das Paradies sein – das Reich Gottes mitten unter den Menschen. Davon hatten sie gehört durch die Propheten. Und Jesus erzählte davon in seinen Gleichnissen. Sie fragten sich – was muss ich tun, um ins Himmelreich zu kommen? Wie muss ich leben, um an diesem großen Glück teilhaben zu können?

Jesus antwortete auf ihre Fragen mit dem Verweis auf die Gebote. Sie stehen im Alte Testament als Richtschnur für ein gutes Leben. Jesus hat sie alle zusammen zu dem einen Gebot zusammengefasst: Liebe Gott von ganzem Herzen und Deinen Nächsten wie Dich selbst. Darin sah er alle Gesetze erfüllt. Das ist der Weg, um am Himmelreich teilhaben zu können. Glücklich zu sein.

Liebe Gott von ganzem Herzen und Deinen Nächsten wie Dich selbst. Es geht um drei Arten der Liebe: Der Liebe zu Gott, der Liebe zum Nächsten und der Liebe zu sich selbst.

Jesus sagt: Der Weg zum Glück ist ein Weg durch Beziehungen. Letztlich kann ich nicht allein glücklich werden. Mein Recht auf Glück ist immer auch das Recht des anderen auf Glück. Ich komme bei meiner Suche nach Glück nicht an dem Unglück des anderen vorbei. Oder anders ausgedrückt, wenn mir mein Glück am Herzen liegt, dann kann mir das Glück des anderen nicht egal sein.

Was das heißt, erlebe ich oft in meiner Familie. Ich arbeite zum Beispiel gerne und viel. Wenn ich arbeite, dann macht mich das glücklich. Ich habe dabei meistens das gute Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, die Arbeit erfüllt mich, ich erfahre auch Anerkennung. Aber ich merke auch schnell, wenn ich es damit übertreibe, wenn ich zu viel arbeite. Denn das geht dann zu Lasten meiner Kinder, die auch Zeit mit mir verbringen möchten. Und auch mein Mann wünscht sich, dass ich nicht nur unterwegs bin. Und wenn ich merke, wie unzufrieden die Familie ist, dann kann ich auch mein Arbeitsglück nicht mehr richtig genießen.

Es braucht Absprachen. Dabei sollte jeder sagen können, was er oder sie zum Glück braucht. Es ist ein Balanceakt: Gemeinsam nach Wegen zu suchen, möglichst viel davon zu verwirklichen. Mir hilft es, mich dabei an Jesus Liebesgebot zu orientieren. Wenn ich nach Glück suche, ist es wichtig darauf zu achten, was mein Nächster braucht. Sonst bezahle ich mein Glück mit dem Unglück des anderen. Aber: Ich darf auch auf das zu hören, was ich selbst brauche, denn sonst bezahle ich sein Glück damit, dass ich selbst unglücklich bin.

Mich entlastet es zu wissen: Die Liebe zum Nächsten fordert nicht dazu auf, sich selbst aufzugeben. Meine Sehnsucht nach Glück ist legitim. Aber meine Suche muss nicht ein Kampf gegen andere sein. Wir sollten miteinander suchen und vielleicht auch darum kämpfen. Das ist eine tägliche Herausforderung, nicht nur in der Familie.

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