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Sinnlich-katholisch: Darum mag ich meinen Glauben
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Sinnlich-katholisch: Darum mag ich meinen Glauben

Alexander Matschak
Ein Beitrag von Alexander Matschak, Medienkoordinator des Bistums Mainz
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Zugegeben: Ich habe am Anfang gezögert. Die Pastoralreferentin unserer Pfarrei hatte mich und meine Frau gefragt: „Habt ihr Lust, in diesem Jahr Katecheten für die Kommunionkinder zu sein?“ Katecheten: das sind Ehrenamtliche, meistens Eltern, die Kinder zur ersten heilige Kommunion begleiten. Hm, nicht wenig Zeitaufwand, habe ich gedacht. Von November bis April jede Woche Gruppenstunde mit den Kommunionkindern. Die müssen vorbereitet sein. Dazu Elternabende. Und in den Gottesdienst sollte man als Katechet auch möglichst jeden Sonntag gehen. Aber wir haben schließlich ja gesagt – zumal unser Sohn dieses Jahr auch Kommunionkind ist.

Bereut habe ich diese Zusage noch nicht einmal. Es sind richtig nette Mädchen und Jungen, die Woche für Woche ins Gemeindezentrum kommen. Viele von ihnen wissen sehr wenig über Kirche und Glauben. Aber ich erlebe: Sie sind sehr offen für alles, was wir ihnen darüber erzählen. Und auch ich lerne viel darüber, warum ich gerne glaube. Und darüber, warum ich meinen Glauben gerne in der katholischen Kirche lebe – trotz aller Skandale und Schwierigkeiten, die ich mit ihr habe. Denn mir ist wieder bewusst geworden: Mein Glaube ist eine sehr sinnliche Angelegenheit.

Die Sinne haben wir auch bei unseren Kommunionkinderindern angeregt: Wir haben gemeinsam den Kircheninnenraum erkundet. Wir haben einen Garten umgegraben und Weizen gesät. Beim Thema Taufe haben wir das Wasser gefühlt und das Chrisam-Öl gerochen und auf der Haut gespürt. Wir haben Weihrauch verbrannt. Die liturgischen Farben kennengelernt. Wir sind auf die Orgelempore gegangen, um zu hören, wie laut und wie leise eine Orgel sein kann. Jede Woche singen wir unser Gruppenlied und tanzen dazu. Und es gibt immer Fladenbrot und Traubensaft, das wir gemeinsam teilen. Und zum Abschluss der Gruppenstunde tragen wir unsere Gruppenkerze in die dunkle Kapelle, um still zu werden und dann gemeinsam zu beten.

Sehen, fühlen, schmecken. Ich mag diese Sinnlichkeit. Sie ist für mich nicht nur eine Äußerlichkeit. Sie ist ein wichtiger Teil davon, wie ich meinen Glauben lebe. Was mir für meinen Glauben wichtig ist. Denn diese Sinnlichkeit spricht meinen Körper, meinen Bauch, mein Herz an, nicht nur meinen Geist. Natürlich setze ich mich auch gerne intellektuell mit meinem Glauben auseinander – da gibt es ja schließlich genug, worüber man sich in der katholischen Kirche den Kopf zerbrechen kann. Aber ich finde beides wichtig: Geist und Sinnlichkeit. Beides finde ich in der katholischen Kirche. Und darum lebe ich meinen Glauben gerne in dieser Konfession. Übrigens: auch der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf spricht in seinem aktuellen Hirtenbrief darüber, was ihm an seinem katholischen Glauben wichtig ist. Heute Abend und morgen am Sonntag wird dieser Hirtenbrief in vielen Gottesdiensten in Hessen verlesen.

Noch bis zur Erstkommunion am Weißen Sonntag begleite ich die Mädchen und Jungen. Ich hoffe, dass wir ihnen wenigstens eine Ahnung davon geben, was Glaube ist. Und dass sie sich lange erinnern an den Geschmack und an den Geruch von Glauben.

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