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Seniorenbauernhof
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Seniorenbauernhof

Charlotte von Winterfeld
Ein Beitrag von Charlotte von Winterfeld, Evangelische Pfarrerin, Frankfurt
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Klaus ist kreuzunglücklich. Er ist fast 80 Jahre alt und lebt in einer Seniorenwohnanlage. Jetzt suchen er und seine Tochter nach Alternativen. Und werden fündig. In einem Dorf im Westerwald. Hier wird auf einem kleinen Bauernhof ein neues Pflegemodell ausprobiert.

Ein neues Pflegemodell auf dem Bauernhof

Seniorinnen und Senioren wohnen mit der Bauersfamilie zusammen. Sie dürfen helfen, wenn sie wollen: Stall ausmisten, Kartoffeln schälen, die Gänse auf die Wiese treiben. Auch Menschen mit Demenzerkrankung leben in der Gemeinschaft. Das alles lese ich in einem Artikel in einer Zeitschrift.

Der Umgang mit den Tieren gibt eine gute Tagesstruktur

Guido Pusch ist Gründer und Leiter des Seniorenbauernhofs. Er empfängt Klaus und seine Tochter und zeigt ihnen den Hof. Sie treffen Willi. Er ist etwas dement, aber die Tiere vergisst er nie. Jeden Morgen und jeden Abend hilft er, die Alpakas auf die Wiese zu bringen, abends holt er sie wieder mit rein. Das gibt seinem Tag eine gute Struktur.

Die Idee für den Seniorenbauernhof entstand aus der Not heraus

Die Idee für den Seniorenbauernhof entstand aus der Not heraus. Schon Großvater Pusch konnte nicht mehr von den Einkünften des Hofs leben. Um rentabel zu sein, werden die Höfe immer größer und setzen auf Massentierhaltung. Das wollte die Familie nicht. Der Bauernhof konnte nur noch im Nebenerwerb bewirtschaftet werden. Es musste einen anderen Hauptberuf geben.

Kommunikative Fähigkeiten und das Wohlbefinden der Bewohner werden gestärkt

Da wurde die Idee der Senioren-Wohngemeinschaft geboren. 17 Seniorinnen und Senioren leben inzwischen mit auf dem Hof. Außerdem leben Rinder, Schweine, ein Pony, Hühner, Katzen, Gänse und Alpakas hier. Die älteren Menschen haben viel Kontakt mit den Tieren und einen gemeinsamen Alltag. Guido Pusch sagt: „So werden kommunikative Fähigkeiten und das Wohlbefinden der Bewohner gestärkt.“

Kreative Lösungen für alte Menschen

Natürlich passt ein Leben auf dem Seniorenbauernhof nicht zu jedem. Aber für die älteren Menschen, die dort leben, ist es ein Gewinn. Und für die Bauersfamilie auch. Ich bewundere ihre Kreativität und Hartnäckigkeit. Sie hatte eine Vision und ließ sich nicht abschrecken – nicht von Bürokratie und nicht vom hohen Aufwand. Ich wünsche mir mehr Visionäre und Ideengeberinnen, die alte Menschen nicht als Pflegefälle abstempeln, sondern kreative Lösungen finden.

Eine Vision in der Bibel: Alte und junge Menschen in einer Gemeinschaft

Denn viele Seniorinnen und Senioren fühlen sich in der Gesellschaft heute nicht wahr- und ernstgenommen. Die Bibel hat da schon vor über 2500 Jahren eine andere Vision: „Es werden Greise und Greisinnen auf den Plätzen Jerusalems sitzen, den Gehstock in der Hand, weil hochbetagt. Und die Plätze der Stadt werden voll sein von Jungen und Mädchen, die auf den Plätzen spielen.“ (Sacharja 8,4-5) Alte und junge Menschen in einer Gemeinschaft. So sieht der biblische Prophet Sacharja die Zukunft der Menschen.

Klaus hat sich schnell für den Seniorenbauernhof von Familie Pusch entschieden: „Entweder gehe ich hier hin oder nirgendwo hin.“

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