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Schabbat beziehungsweise Sonntag

Schabbat beziehungsweise Sonntag

Beate Hirt
Ein Beitrag von Beate Hirt, Senderbeauftragte der katholischen Kirche beim hr, Frankfurt
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Schabbat Shalom! Heute am späten Nachmittag, mit Sonnenuntergang, beginnt der Schabbat. Jüdinnen und Juden zünden Kerzen an, sprechen den Segen und beginnen ihren Ruhetag, der bis morgen Abend dauert. Auch an vielen Orten in Hessen starten Menschen heute in den Schabbat, im Christlichen auch Sabbat genannt. „Halte den Sabbat heilig, wie es dir der HERR, dein Gott, geboten hat!“ So lautet eines der Zehn Gebote. Sie stehen im Tanach, in den Heiligen Schriften des Judentums (vgl. Deuteronomium / 5. Buch Mose 5,12).

Judentum und Christentum sind eng verbunden

Den Ruhetag, die Heilige Schrift, das Kerzenanzünden und die Segensgebete: All das kenn ich natürlich auch als Christin. Die Heiligen Schriften des Judentums sind Teil meiner christlichen Bibel. Aus der Schabbatruhe wurde im Christentum die Sonntagsruhe. Und auch ich zünde Kerzen an und spreche einen Segen, wenn ich mich mit anderem zum Gebet treffe. Es gibt unendlich viele Dinge, die Judentum und Christentum miteinander verbinden. Und das ist auch völlig logisch: Denn Jesus und seine ersten Jüngerinnen und Jünger waren ja Jüdinnen und Juden. Im Judentum liegen meine religiösen Wurzeln. Und denen will ich in diesem Jahr besonders nachgehen.

1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

2021 ist nämlich ein Festjahr: Wir feiern 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland. Aus dem Jahr 321 stammt der älteste Beleg jüdischen Lebens in Europa nördlich der Alpen. Der römische Kaiser Konstantin höchstselbst erwähnt da die jüdische Gemeinde von Köln in einem Edikt. Eine reiche Geschichte hat damals begonnen, mit großartigen Höhepunkten, aber natürlich auch abgrundtiefen Tiefpunkten. Es geht in diesem Festjahr deswegen auch darum, deutlich Stellung zu beziehen gegen jede Form von Antisemitismus.

Was vielen gar nicht bewusst ist

Feindschaft gegenüber Jüdinnen und Juden kann aber vor allem dort entstehen, wo wir uns nicht bewusst sind, wie nah uns dieses Judentum ist. Wie sehr es zu uns gehört. Es gäbe ja kein christliches Abendland ohne das Judentum. Ich hätte keinen Glauben an Jesus, den Christus, wenn nicht vor gut 2000 Jahren die Geschichte meines Glaubens in Israel ihren Anfang genommen hätte. Jüdisch und christlich sind sich viel näher als wir oft denken. Das ist auch der Titel einer Kampagne zu diesem Festjahr. „Beziehungsweise“ heißt sie, Untertitel: „Jüdisch und christlich: näher als du denkst.“ Auf der Internetseite dazu gibt’s viele Infos.

Das Verbindende näher anschauen und begreifen

Ich will mir diese Nähe zwischen jüdisch und christlich in diesem Jahr genauer anschauen. Bewusster wahrnehmen, was in meiner Tradition aus der jüdischen Tradition stammt. Was uns verbindet. Die Bibel, die Zehn Gebote, die Nächstenliebe, Kerzenanzünden und Segensgebete, natürlich auch: viele Festtage im Laufen des Jahres – und eben auch dieser Ruhetag am Ende der Woche. Einen gesegneten Schabbat wünsch ich allen Jüdinnen und Juden!

Linktipp: https://www.juedisch-beziehungsweise-christlich.de/

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