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Nothing to fear
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Nothing to fear

Andrea Wöllenstein
Ein Beitrag von Andrea Wöllenstein, Evangelische Pfarrerin, Marburg
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Gute Geschichten kann man immer wieder lesen. Die Ostergeschichte der Bibel ist für mich so eine „gute Geschichte“. Im vergangenen Jahr habe ich sie mir in der Osterwoche  jeden Tag einmal laut vorgelesen. In den verschiedenen Varianten, wie sie die vier Evangelisten aufgeschrieben haben. In verschiedenen Übersetzungen – mal klassisch nach Martin Luther, mal nach der Bibel in gerechter Sprache und schließlich auch auf Englisch und Französisch. Bei einem Satz aus meiner englischen Bibel bin ich hängengeblieben. Das hatte ich so noch nie gelesen. Dieser Satz hat mir direkt ins Herz gesprochen.

Matthäus erzählt, wie die Frauen am Ostermorgen zum Grab gehen. „Und siehe, es geschah ein großes Erdbeben. Der Engel des Herrn kam vom Himmel herab … wälzte den Stein vom Grab und setze sich darauf … Die Wachen aber erschraken aus Furcht vor ihm und wurden, als wären sie tot. Aber der Engel sprach zu den Frauen: „Fürchtet euch nicht!“. (Mt 28,1-5).
Dieser Satz heißt in meiner englischen Bibel: „You have nothing to fear!“ – „Ihr habt nichts zu befürchten.“

Was hilft mir, wenn ich Angst habe? Nicht nur ein bisschen, sondern richtig Angst.
Weil mir etwas zu groß ist und zu schwer. Weil ich nicht weiß, was auf mich zu kommt und ob ich das bewältigen kann. Weil mir der Boden unter den Füßen wegrutscht und ich nichts mehr im Griff habe. Ein „Fürchte dich nicht!“ im Sinne einer Anordnung, eines Befehls mit erhobenem Zeigefinger hilft da wenig. Egal, ob das ein anderer sagt, oder ob ich versuche, mir selber das „Fürchte dich nicht!“ zu verordnen.

„You have nothing to fear!“ Das klingt anders in meinen Ohren. Das ist keine Anordnung, sondern eher eine Erinnerung an das, was ich eigentlich schon weiß. Aber was ich so leicht vergesse, wenn die Angst nach mir greift. Ein Trost, eine Ermutigung: „Du hast nichts zu befürchten.“ Auch wenn du nicht weißt, was auf dich zukommt - du bist nicht allein.
Auch wenn du nichts mehr im Griff hast, du musst dich nicht selber halten. Du bist gehalten und getragen.

„Ich weiß, dass ihr Jesus, den Gekreuzigten sucht“, sagt der Engel weiter. Er ist nicht hier, Er ist auferstanden. Er wird vor euch hergehen nach Galiläa. Dort werdet ihr ihn finden.“ (Mt 28,7)
In Galiläa? werden sich die Frauen verwundert gefragt haben. Da kommen wir doch her.
Da ist unser Zuhause. Der Engel schickt uns nach Hause. Der Auferstandene erwartet uns in unserem Alltag.

Da können wir Auferstehung erleben. Wenn wir getröstet werden in unserer Angst. Wenn wir Vertrauen üben und uns immer wieder diese Botschaft erinnern: „You have nothing to fear!“

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