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Namen fürs Leben
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Namen fürs Leben

Carmen Jelinek
Ein Beitrag von Carmen Jelinek, Evangelische Dekanin, Kirchenkreis Kaufungen
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Im Augenblick sind viele Frauen im meinem Umfeld schwanger. Neben der Geburtsvorbereitung interessiert sie schon frühzeitig die Namensgebung. Es ergeben sich lustige Gespräche, wenn man gemeinsam über Namen nachdenken kann. Gern bringe ich mich dabei ein. Ich liebe es, nach Namen zu suchen, weil ich die Bedeutung von Namen spannend finde und gern dem Klang eines Namens nachspüre. Außerdem mag ich es, wenn Vornamen und Familiennamen gut zueinander passen.
Wir schauen ins Internet nach den beliebtesten Vornamen in 2017: Die Hitliste der Jungen beginnt mit Liam, Milan, Jonas, Elias und Julian. Viele Mädchen heißen: Laura, Julia, Elia, Lea und Lina. Diese Namen kommen nicht in Frage. Wir stellen uns vor, was passiert, wenn im Kindergarten oder in der Schule einer dieser Namen aufgerufen wird. Wie viele Kinder werden reagieren? Die Vorstellung allein bringt uns zum Lachen.
Das Gegenteil bewirkt der Name Manuela bei mir. „Manueeeelaaa!“ Ich erinnere mich an den elend langgezogenen Ruf einer Mutter, die in meiner Kindheit ihre Tochter jeden Abend vom Spielplatz nach Hause rief. Das war grausam. Der Name fällt automatisch für mich weg. Welcher Name einem gefällt, hat ganz viel damit zu tun, was wir damit verbinden. „Hyacintha! Bestimmt ein Name, den nicht jeder hat. Eine Option? Aber ist Hyacintha nicht zu extravagant? Zu seltsam? Denkt man dabei an die Frühlingsblume, bei deren Duft sich die Geister scheiden?
Besonders sein wollen, aber das bloß nicht raushängen lassen. Mit dem Trend gehen, aber nicht in übertriebener Weise. Kreativ sein, aber bitte nicht zu sehr. Die Aufgabe, einen Vornamen auszuwählen, ist für viele Eltern eine ganz schöne Herausforderung. Früher hieß das Kleine einfach nach der Oma, nach dem Vater, nach einer Person aus der Bibel, nach einem Herrscher oder nach einer Heiligen. Bei der Namensuche führt der Weg über berühmte Persönlichkeiten, bekannte Sportler, Sängerinnen oder in andere Länder oder zurück in vergangene Epochen. 
Ich heiße Carmen Corinna. Meine Eltern sagten sich damals: „Wenn Sie dunkelhaarig ist, soll sie Carmen heißen, wenn sie blond geboren wird, nennen wir sie Corinna. Ich kam mit dunklen auf die Welt. Davon war schon bald danach nichts mehr übriggeblieben. Der Name aber blieb. So habe ich mich mit beiden Namen auseinandergesetzt. So rassig wie die berühmte „Carmen“ aus der Oper von Bizet habe ich mich nie empfunden. Aber mit der Namensbedeutung „Lied“, „Gedicht“ konnte ich etwas anfangen. Ich singe gern und höre gern Gedichte. Gesang und Sprache sind mir im Leben sehr wichtig geworden. Und Corinna bedeutet „Augapfel“, „Liebling“, „das Kostbarste, was ich habe“.  Diese Bedeutung gefällt mir.
Längst ist mir deutlich geworden, dass ich nicht nur das Kind meiner Eltern bin, die ihren Geschmack in meinem Namen zum Ausdruck gebracht haben, sondern auch und vor allem ein Kind Gottes. Das zeigt die Taufe, wo sich mein Name mit dem Namen Gottes verbindet. 
 Ein Lied aus dem Evangelischen Gesangbuch geht mir dabei einfach nicht mehr aus dem Sinn. Darin heißt es:“…in Gottes Namen woll‘n wir hüten, was lebendig ist, wie einen Augapfel, wie mein Kind, wie eine Quelle in Gottes Namen. Amen.“ Wenn ich dieses Lied singe, denke ich an einen meiner Namen, Spüre große Geborgenheit und weiß, zu wem ich gehöre.

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