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Müßiggang ist der Feind der Seele
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Müßiggang ist der Feind der Seele

Pater Andreas Meyer
Ein Beitrag von Pater Andreas Meyer
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„Müßiggang ist der Feind der Seele“, schreibt der heilige Benedikt in seiner Klosterregel. Und dann ergänzt er: Jeder Klosterbruder soll eine Aufgabe in der Gemeinschaft haben. Da kann er seine Begabungen einbringen und trägt zum Unterhalt der Gemeinschaft bei. Es soll aber auch Zeit für die Erholung geben und vor allem Zeit für die Meditation. Nur wer die Zeit zur Meditation nicht recht nutzen kann, der soll dann auch arbeiten. Denn: „Müßiggang ist der Feind der Seele“.
Mich erinnert der Satz an einen Spruch meiner Großtante. Die meinte: „Wer nix zu tun hat, der kommt auf dumme Gedanken.“ Sie hatte immer etwas zu tun. Neben ihrem eigenen Haushalt hat sie in unserer Familie geholfen und meine Mutter unterstützt. Zum Beispiel meine Geschwister und mich gehütet, damit meine Mutter Zeit für dringende Besorgungen oder für sich persönlich hatte. Und dann hat sie sich noch im Seniorenkreis ihrer Gemeinde engagiert und beim wöchentlichen Treffen Kaffee gekocht. Oder die zuhause besucht, die nicht zum Treffen kommen konnten. Tatenlos rumsitzen, das gab es für sie einfach nicht.
Als Jugendlicher habe ich manchmal gemeint, dass sie einen größeren Terminkalender braucht als ich. Erst später habe ich begriffen: Da steckte keine äußerliche Betriebsamkeit hinter, sondern eine Lebensweisheit. Meine Großtante war davon überzeugt: Wer keine Aufgabe hat und die Zeit vertut, bei dem schleichen sich ganz schnell miese Gedanken ein. Und dann werden Menschen griesgrämig, haben an allem und jedem etwas auszusetzen. Sie tragen ihre eigene Unzufriedenheit nach außen, finden immer auch andre, denen sie ihre miese Stimmung hinreden können, und ziehen sie mit in ihre schlechte Laune hinein.
„Müßiggang ist der Feind der Seele“ – das heißt ja nicht, dass ich mich nie erholen darf. Für mich bedeutet es: Ich habe eine Aufgabe, die mich fordert. Und das ist gut so. Und es tut mir gut, mir auch immer wieder Zeiten der Ruhe zu gönnen. Weil sie so wichtig sind, plane ich sogar ganz bewusst ein.

 

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