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Missbrauchsskandal und die Konsequenzen

Missbrauchsskandal und die Konsequenzen

Clemens Weißenberger
Ein Beitrag von Clemens Weißenberger, Katholischer Pastoralreferent, Frankfurt
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Es lässt mich in diesen Tagen wirklich nicht los: das Thema Missbrauch in der katholischen Kirche. Seit der Veröffentlichung der Studie in dieser Woche ist es an vielen Orten Gesprächsthema, auch unter den Kolleginnen und Kollegen in der Schule. Ich merke: Der Ärger über meine katholische Kirche ist groß; der Wind, der ihr gerade gesellschaftlich ins Gesicht bläst, ist so stark ist wie seit Jahren nicht. Und das zurecht.

Ich empfinde Ekel und Abscheu, wenn ich an die Missbrauchstaten denke. Ich schäme mich, was Vertreter meiner Kirche anderen Menschen und dann vor allem Kindern angetan haben. Das war zwar leider schon länger bekannt. Das Ausmaß und die Dunkelziffer aber, die jetzt ans Licht kamen, die entsetzen mich. Denn hinter den Zahlen stehen ja Schicksale. Und ich weiß aus meiner seelsorglichen Praxis: Die Auswirkungen, die so ein Missbrauch hat, die sind riesig und fürchterlich, die dauern oft ein Leben lang.

Es macht mich wütend, auch in der Studie zu lesen: Oft wurde der Mantel des Schweigens über diese Verbrechen gelegt, es wurde vertuscht und versetzt, immer wieder. Und auch wenn nachgefragt wurde, kam es zu keiner Stellungnahme oder Erklärung von Verantwortlichen.

Ich hoffe inständig, dass Verantwortliche, und das sind zuallererst die Bischöfe, sich diesen Zahlen und Schicksalen stellen. Sie müssen Konsequenzen ziehen.

Ich halte es zum Beispiel für wichtig, dass die Kirche eine Gewaltenteilung einführt, damit bekannte Fälle unabhängig geprüft werden und auch Anzeigen an die Staatsanwaltschaft erfolgen. Es darf nie wieder zu Vertuschungen und Versetzungen kommen wie in den letzten Jahrzehnten – Missbrauchs-Täter müssen sofort aus dem Verkehr gezogen und bestraft werden. Aber auch Grundsätzliches muss sich in der katholischen Kirche ändern: Sie muss neu über Sexualität reden und urteilen. Und sie soll Homosexualität und andere sexuelle Orientierungen ernst nehmen.

Jesus hat jeden Menschen so angenommen, wie er war. Er hat ihn als Geschöpf Gottes gesehen, das von ihm geliebt wird. Voraussetzungslos. Aber er hat auch falsches Verhalten aufgezeigt, hat die Konsequenzen deutlich gemacht: Wer gegen Gottes Wille handelt, wer anderen Menschen Böses antut, der wendet sich von Gott und seinem Hauptgebot ab: Du sollst Gott lieben und deinen Nächsten wie dich selbst! Diese Haltung Jesu klarer leben: Das muss auch die katholische Kirche tun. Damit sich solche fürchterlichen Verbrechen wie sexueller Missbrauch nicht wiederholen.

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