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Jesus in Frage stellen?
Bild: Gerd Altmann/Pixabay

Jesus in Frage stellen?

Susanna Petig
Ein Beitrag von Susanna Petig, Evangelische Pfarrerin, Kirchspiel Gensungen, Felsberg /Eder
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Mein Kalender erinnert mich heute an den Apostel Judas. Apostel hatten sich zur Aufgabe gemacht, anderen von Jesus zu erzählen.

Deshalb stutze ich: Judas – ein Apostel? War das nicht der, der Jesus verraten hat?

Es gibt im Neuen Testament einen 2. Judas

Nein, verrät mir das Neue Testament. Es gibt noch einen Judas. In den Evangelien wird er als Jünger Jesu genannt. Nur an einer Stelle wird erzählt, dass er etwas tut. Er stellt Jesus eine Frage. Eine kritische Frage. "Warum erklärst du denn nur uns, deinen Jüngern, deine besondere Beziehung zu Gott? Warum nicht allen Menschen?" (Johannesevangelium, Kapitel 14, Vers 22). Eine richtige Antwort kriegt er nicht. Oder sie ist nicht überliefert. Jesus ist mitten in einer längeren Rede und fährt fort damit.

Kritische Rückfragen an Jesus

Mir fällt auf, dass es doch kritische Rückfragen an Jesus gegeben hat – nicht nur von außen, sondern auch in seinem engsten Kreis. Das mache ich mir oft gar nicht so klar. Die Jünger haben nicht nur nachgefragt, sondern Kritik an Jesus geäußert. Die Bibel erzählt auch an anderen Stellen davon. Jesus lässt das zu. Er lässt sich anfragen und in Frage stellen.

Auch seine Vertrauten haben Skepsis geäußert

Wenn ich mir das so vorstelle, dann entdecke ich, wie menschlich Jesus war. Auch seine engsten Vertrauten haben nicht jedes Wort von ihm aufgesaugt und jede Tat bewundert. Sie haben auch nachgefragt, Skepsis geäußert, kritisiert.

Auch ich darf Jesus anfragen oder kritisieren

Jesus hat das ausgehalten. Darin liegen Größe und Überzeugungskraft. Ich spüre: Auch ich darf Jesus anfragen oder kritisieren, wenn ich ihn nicht verstehe – er wird das aushalten. Es bringt ihn mir sogar näher. Vielleicht geht es mir wie dem Apostel Judas, und ich bekomme keine Antwort. Aber vielleicht beginne ich auch etwas zu verstehen, was ich vorher nicht verstanden habe.

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