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Happy Birthday, Gameboy!
Mark Sibson/GettyImages

Happy Birthday, Gameboy!

Sabine Müller-Langsdorf
Ein Beitrag von Sabine Müller-Langsdorf, Evangelische Pfarrerin, Zentrum Oekumene, Frankfurt
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Mit drei Kindern im Campingbus nach Frankreich Ende der neunziger Jahre. Familienurlaub! Das Baby jammert, die beiden Großen sind seltsam stumm. Sie haben eine neue kleine Kiste in der Hand und starren auf einen winzigen Bildschirm. Das Gerät heißt Gameboy und ist mittlerweile – wie die Kinder – auch erwachsen geworden. Heute vor 30 Jahren wurde der Gameboy in Europa eingeführt. Meinen Kindern hat er die lange Fahrt an den Atlantik verkürzt und die Pokemons und Super Mario mit ins Leben gegeben. Noch eine Katze, die wir vor drei Jahren bekamen, wurde mit dem Namen Mew nach einer Pokemonfigur benannt.

Spielen tut gut, zu jeder Zeit

Mir blieb die Welt des Gameboy und der Spielekonsolen verschlossen. Ich setzte beim Spielen auf Mau Mau, Canasta und Kniffeln, auf Monopoly und den Werwolf. War auch gut. Denn Spielen tut gut. Zu jeder Zeit, in jedem Lebensalter.

Ein Leben, das gelingt, hat in der Bibel auch mit Spielen zu tun. Die Bibel malt dafür das Bild einer Stadt. In ihr wohnt Gott, da sitzen alte Männer und Frauen auf Plätzen und plaudern,  und die Plätze der Stadt sind voll von Mädchen und Jungen,  „die dort spielen“. (Sacharja 8,5)

Das Spiel ermöglicht es, Zwänge der äußeren Welt zu erfahren und zu überschreiten

Manche meinen: Spielen ist reiner Zeitvertreib, eigentlich unnütz. Andere sagen oder denken: Da kann ich mit meiner Zeit wirklich Besseres anfangen. Doch Spielen ist mehr. Spielen ist vergnüglich und ernst. Spielen vermittelt, dass Regeln ihren Sinn haben, und geht zugleich über Grenzen. Im Spiel vergesse ich Zeit und Raum. Spielend begreifen Menschen die Welt. Der „Homo ludens“ – der spielende Mensch  – entdeckt im Spiel seine individuellen Eigenschaften. Diese Erfahrungen helfen dem Menschen, zu der ihm eigenen Persönlichkeit zu werden. Das Spiel ermöglicht es, die Zwänge der äußeren Welt zu erfahren und gleichzeitig zu überschreiten. Friedrich Schiller hat einmal gesagt:  „…der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.

Der Gameboy hat nicht geschadet

Meine Kinder mit ihrem Gameboy waren gefühlte Ewigkeiten im Urlaub nicht ansprechbar. Die lange Fahrt nach Frankreich, Landschaft? Egal. Im Urlaub neue Kontakte? Na ja, wenn‘s sein muss. Doch wenn ich meine groß gewordenen Kinder betrachte, dann haben ihnen die seltsamen animierten Wesen in der kleinen Kiste nicht geschadet. Mit ihren eigenen Kindern werden sie andere Spiele spielen. Dass sie sich zum Spielen Zeit nehmen, wünsche ich ihnen. Denn Leben gelingt, wo gespielt wird. Noch einmal die Bibel: „Die Plätze der Stadt werden voll sein von Knaben und Mädchen, die dort spielen.“ Happy Birthday, Gameboy.

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