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Hamstern
SolStock/Gettyimages

Hamstern

Irmela Büttner
Ein Beitrag von Irmela Büttner, Evangelische Pfarrerin, Offenbach-Bieber
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Ich stand vor einem fast leeren Toilettenpapierregal. Sofort waren die Erinnerungen an die erste Corona-Zeit wieder da, als viele Klopapier gekauft haben, was das Zeug hielt. Dann fällt mir ein Video ein, das ein Gabelstapler-Fahrer damals gepostet hat. Er fährt Gabelstapler in einem riesigen Lager voller Toilettenpapier. Keine Panik, Leute!, war seine Botschaft. Auch wenn das Regal in eurem Supermarkt mal kurz leer ist, es ist genug für alle da.

Vorratshaltung ist gut, Hamstern ist schlecht

Ein Kollege von mir hat gesagt: Vorratshaltung ist gut, Hamstern ist schlecht. Bei Vorratshaltung schaut man klug voraus und sorgt dafür, dass die Vorräte für möglichst viele reichen. Beim Hamstern schaut man nur auf sich selbst.

Die sieben fetten und die sieben mageren Jahren

So ist es auch in der Bibel. Da gibt es zum Beispiel den Pharao von Ägypten. Der träumt von sieben fetten Jahren und von sieben mageren. Ein junger Mann namens Josef deutet seinen Traum: Jetzt sind die fetten Jahren. Sei klug und bau große Getreidespeicher. Dann hat dein Volk auch in den sieben mageren Jahren noch genug zu essen. (1. Mose 41) Das ist kluge Vorratshaltung, die möglichst vielen zugutekommt.

Der reiche Kornbauer

An einer anderen Stelle in der Bibel erzählt Jesus von einem reichen Mann. Der verbringt sein ganzes Leben damit, immer größere Scheunen zu bauen und Vorräte anzuhäufen – allein für sich. Gott sagt in der Geschichte zu diesem Mann: „Du Idiot! Wenn du stirbst, wem gehört dann, was du angehäuft hast?“ (Lukas 12,16-21) Das ist Hamstern. Immer mehr und mehr nur für sich allein.

Zu kluger Vorratshaltung in der Krise gehört auch ein Vorrat an Vertrauen

Die leer gehamsterten Toilettenpapier-Regale sind nur die eine Seite. Viele haben auch das positive Gegenteil erlebt. Zum Beispiel Menschen, die sich im Supermarkt nur eine Packung genommen haben, wenn nur noch zwei im Regal waren. Damit für den Nächsten auch noch was da ist. An andere denken. Teilen können. Dafür braucht es Vertrauen. Das Vertrauen, dass jemand auch mit mir teilt, wenn ich etwas brauche. Zu kluger Vorratshaltung in der Krise gehört für mich auch: Ein Vorrat an Vertrauen.

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