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Gedankenlesen
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Gedankenlesen

Marcus C. Leitschuh
Ein Beitrag von Marcus C. Leitschuh, Katholischer Religionslehrer und Autor, Kassel
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Mentalmagier können Gedanken lesen. Besser gesagt, sie tun so. Vielleicht haben Sie das auch schon erlebt: Da soll jemand eine Spielkarte ziehen und der Mentalist hat bereits vorher notiert, welche Karte es sein wird. Mit Gedankenlesen hat das allerdings nichts zu tun. Denn: Dahinter stecken Tricks.

Manche Menschen halten auch Jesus für einen solchen Magier. In biblischen Wundergeschichten wendet Jesus allerdings keine Tricks an. Sein Zauberwort heißt: Zuhören! Die Bibel berichtet im Lukasevangelium von einer spannenden Begegnung. Am Straßenrand sitzt ein Blinder. Als er mitbekommt, dass Jesus vorbeiläuft, schreit der Blinde: „Jesus, hab Erbarmen mit mir.“ Jesus bleibt stehen. Es dürfte für Jesus kein Problem gewesen sein zu erkennen, dass da ein Blinder vor ihm saß. Jesus hebt nicht die Hand und sagt, „du bist geheilt“. Nicht ein schneller Segen und dann weiter zum Nächsten.

"Was willst du, dass ich dir tun soll?“

Jesus stellt dem Blinden eine Frage: „Was willst du, dass ich dir tun soll?“ Ich finde, das ist einer der schönsten Sätze in der Bibel. Jesus bleibt nicht beim Offensichtlichen stehen. Der Kranke soll selbst sagen, was Jesus tun soll. Kein Gedankenlesen, kein „Trick 17“. Jesus vertraut darauf, dass Menschen sehr gut wissen, was guttut und notwendig ist. Das gilt es dann aber auch auszusprechen. Etwas „ins Wort zu bringen“, wie man so sagt. Mir gefällt der Satz Jesu. „Was willst du, dass ich dir tun soll“ ist auch deshalb so wichtig, weil ich diese Frage im eigenen Alltag nutzen kann. Klar sagen, was helfen würde. Deutlich machen, was ich von einem anderen Menschen erwarte. Klartext sprechen, statt darauf zu vertrauen, dass das Gegenüber irgendwie Gedanken lesen kann.

Das wünsche ich Ihnen: Immer wieder Menschen, die sie fragen, wie sie Ihnen helfen können. Und ich wünsche Ihnen die Kraft, anderen Menschen zu sagen, was sie sich wünschen.

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