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Dufte Düfte

Dufte Düfte

Stefanie Sehr
Ein Beitrag von Stefanie Sehr, Katholische Pastoralreferentin, Darmstadt
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Manchmal bin ich richtig neidisch auf andere Tiere. Es gibt so viele Arten, die eines wesentlich besser können als wir Menschen: riechen. Ihr Geruchssinn ist so ausgeprägt, dass sie Gefahr schon meilenweit riechen können, aber auch leckere Essensquellen. Gut, ich muss mich halt mit einem weniger ausdifferenzierten Geruchssinn zufriedengeben. Und auch das genügt ja schon, um gerade im Frühling und Sommer die schönsten Gerüche wahrzunehmen: Im Frühjahr den Hauch von Holunder, wenn ich mit dem Fahrrad unterwegs bin. Im Sommer den Duft von Lindenblüten, an warmen Tagen ist die Luft richtig schwanger davon. Und ich liebe den Duft von Lavendel und habe mir sagen lassen: In der Provence muss es dann besonders schön sein, wenn hunderte Lavendelfelder blühen.

Nahrung oder Gefahr erschnuppern können wie die Tiere

Dieses Jahr wäre ich im Sommer eigentlich zu einer Hüttentour in den Alpen zwischen Frankreich und Italien Richtung Mittelmeer unterwegs gewesen, den sogenannten Seealpen. Auf der Rückreise hätte ich einen Freund in der Provence besucht. Schade, dass es nicht klappt. Gerade Wandertouren von Hütte zu Hütte sind einfach zu heikel mit Abstandsregelungen und all den Vorsichtsmaßnahmen gegen den Virus. Dafür hat mich der Lavendelduft dieses Schuljahr schon einige Male überrascht und mir und anderen auch schon geholfen: in Form von aromatischen Ölen. Ich arbeite als Religionslehrerin und Schulseelsorgerin an einer beruflichen Schule. Nach ein paar Wochen der Schulschließung fanden nach den Osterferien dann doch die Abschlussprüfungen für die angehenden Erzieherinnen und Erzieher statt. Erstmals mit Maske und kleinen Gruppen in jedem Klassenraum, damit die Abstände eingehalten werden können. Ich habe mir wirklich Sorgen gemacht, was diese Atmosphäre wohl mit den Studierenden macht, wenn sie wegen der Prüfungen eh schon aufgeregt sind.

Lavendel duftet wundervoll und wirkt beruhigend

Da kam mir der Lavendel zur Hilfe: Einen Tag vor den schriftlichen Prüfungen wurden die Studierenden zu einer Hygienebelehrung in die Schule bestellt. Als Schulseelsorgerin habe ich an dem Tag auch Gespräche angeboten. Was aber viel mehr nachgefragt wurde: Teebeutel mit einer „Schlaf schön“- Mischung und ein Lavendelmassageöl, das ich für Interessierte abgefüllt habe. Das hatte wirklich eine beruhigende Wirkung und bestätigt noch einmal die wissenschaftlichen Erkenntnisse, dass unser angespanntes Nervensystem auf Düfte wie Lavendel sehr positiv reagiert. Manche Studierenden haben sich vorgestellt, dass das Lavendelmassageöl sie einhüllt und wie eine Schutzhülle in der Prüfungssituation wirkt.

Gottes Duftgeschenke wahrnehmen und genießen

Seitdem stoße ich immer wieder auf die gute Wirkung von wohltuenden Düften und schnuppere fleißig auf meinen Sommerspaziergängen durch Wald und Feld. Damit bin ich natürlich nicht die erste, ich finde auch in der Bibel viele Stellen, die unseren Geruchssinn besonders ehren. Ich denke da an die Weisen, die im Lukasevangelium zu Jesu Geburt eintreffen und Myrrhe und Weihrauch mitbringen. Oder an die Frau, die Jesus die Füße mit einem kostbaren Öl salbte. Salbungen mit wohlriechendem Öl gibt es bis heute in verschiedenen religiösen Ritualen. Deshalb werde ich diesen Sommer ganz besonders Gottes Geschenk der guten Düfte genießen!

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