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Du kannst dich ändern!

Du kannst dich ändern!

Guido Hepke
Ein Beitrag von Guido Hepke, Evangelischer Pfarrer, Weilburg

Ich bin mir ziemlich sicher: Johannes der Täufer war damals eine Attraktion. Allein, wie der rumgelaufen ist: Kein feiner Stoff oder schicke Klamotten. Ein Gewand aus struppigem Kamelhaar, gerade mal von einem Ledergürtel zusammengehalten. Das war alles, was er brauchte. Konzentration auf das Wesentliche – statt Konsum. Das war wohl seine Sache. Seine Speisekarte war auch nicht gerade der Standard. Fast food kam bei ihm nicht in die Tüte. Stattdessen gab es bei ihm: Heuschrecken und wilden Honig. Was sich heute nach einem bizarren Ausflug in die 5-Sterne-Küche anhört – das war damals Natur pur. Back to nature. Zurück zu den Ursprüngen. Ab in die Wüste und dem Eigentlichen im Leben nachspüren – und dabei die Freiheit entdecken, die Gott schenkt.

Bei Johannes dem Täufer war das mehr als ein Selbstfindungstrip. Er redete Klartext. Scharf kritisierte er die soziale Ungerechtigkeit in seinem Land. Auf der einen Seite gab es immer mehr Menschen, die buchstäblich nichts besaßen. Auf der anderen Seite gab es die Superreichen. Sie lebten in Luxus, auf Kosten der anderen. An der Spitze stand Herodes Antipas. Der Fürst liebte rauschende Feste und erlesene Speisen.

„Ändert euch!“, rief Johannes seinen Zuhörern damals zu. „Kehrt um! Das Leben, das ihr führt, das hat doch kein Ziel! Mein Haus, mein Boot, meine Viehherde – merkt ihr nicht, wie dieser Kampf um das Immer-mehr euch immer weiter wegträgt vom wahren Leben? Denn was habt ihr von all den schönen Dingen, die ihr kauft, wenn die Beziehungen kaputt sind – in der Familie, im Freundeskreis, in der Nachbarschaft? Nicht die Dinge zählen, sondern das Miteinander. Also: Kehrt um und sucht das Leben, das Gott schenkt. Verändert euch und euer Handeln!“

Nach seinen Reden taufte Johannes die Menschen, die das wollten, im Jordan. Und viele spürten: So sicher und gewiss ich mit dem Wasser berührt werde, so sicher und gewiss stellt sich Gott auf meine Seite. Genau dieses Wissen um Gottes Nähe – das hat bei vielen damals den Blickwinkel verändert. Sie schauten anders auf ihr Leben – und auch auf die Gesellschaft und ihren Herrscher. Dem gefiel das ganz und gar nicht. Schon nach wenigen Monaten ließ Herodes Antipas den Johannes verhaften. Der Landesfürst wollte seine Schwägerin heiraten. Das war nach dem jüdischen Gesetz verboten. Als Johannes ihn deswegen kritisiert, ist das Maß voll – erzählt die Bibel. Johannes wandert in den Kerker. Wenige Monate später lässt Herodes Antipas ihn hinrichten. Johannes wird enthauptet. Daran erinnern viele christliche Kirchen heute.

Ich finde diesen Gedenktag wichtig. Denn die Botschaft des Johannes hat an Aktualität nichts verloren. Auch heute gilt: Nicht die Dinge zählen, sondern das Miteinander. Wenn jeder genug hat, was er zum Leben braucht, dann ist Gemeinschaft leichter möglich. Und auch heute ist die Taufe ein Zeichen dafür, dass Gott jedem einzelnen Menschen nahe ist. Wenn ich davon ausgehe: Ich bin von Gott geliebt, aber mein Gegenüber auch, dann verändert das den Blickwinkel. Ich kann mich zum Besseren ändern. Ich finde, das ist eine gute Botschaft.

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