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Das leere Portemonnaie
Foto: pixabay / geralt

Das leere Portemonnaie

Rolf Müller
Ein Beitrag von Rolf Müller, Pastoralreferent Pfarrei Mariä Himmelfahrt, Frankfurt

Das war mir peinlich! Ich hatte im Supermarkt alle meine Sachen an der Kasse aufs Einkaufsband gelegt, die Kassiererin hatte alles gescannt und mir gesagt, was ich zu zahlen hätte. Dann hole ich mein Portemonnaie heraus, mache es auf und sehe: Es ist leer! Nur ein paar Münzen „Rotgeld“ waren noch drin. Und selbst die EC-Karte hab ich zuhause liegen lassen. Ich hab die ärgerlichen Blicke der Kassiererin und der Leute in der Kassenschlange hinter mir wie Nadelstiche gespürt.

Mit etwas Überredungskunst durfte ich dann meine Sachen an der Kasse liegen lassen und konnte schnell Geld holen gehen, innerhalb von einer viertel Stunde war die Sache dann erledigt. Aber das Gefühl, in ein leeres Portemonnaie zu starren, hat mich noch lange beschäftigt. Vielleicht hab ich in diesem Moment ein bisschen gespürt, was es heißt, pleite zu sein; einfach nichts mehr zu haben, mir nichts mehr kaufen zu können. Wenn ich mich schon hilflos dabei gefühlt hab, wie viel hilfloser müssen sich dann die fühlen, denen das ständig so geht? Ich bin mir bewusst: Es gibt viele Menschen bei mir im Stadtteil, bei denen das Geld hinten und vorne nicht reicht. Die sich – manchmal trotz Arbeit und Lohn – kaum noch das Nötigste leisten können. Und ich weiß von den vielen Menschen mehr in der so genannten „3. Welt“, die täglich um ihr Überleben kämpfen müssen; bei denen das Portemonnaie ständig leer ist.

Im Nachhinein merke ich: Der Blick in meine leere Geldbörse hat mir zwei wichtige Dinge  gezeigt. Zum einen: Ich kann dankbar dafür sein, dass es mir gut geht. Und zum anderen: Ich darf die nicht vergessen, denen es schlechter geht als mir. Gerade in der Fastenzeit ist mir das wichtig. Denn richtiges Fasten heißt für mich, die Armen niemals zu vergessen -  und meinen Teil dazu beizutragen, damit es Anderen besser geht. Möglichkeiten dafür habe ich genug. Ich kann Mithelfen bei der „Beratung für Arme“, die es in meinem Stadtteil gibt; oder ich kann das Hilfswerk „Misereor“ unterstützen, das sich für mehr Gerechtigkeit in der ganzen Welt einsetzt. Denn ein leeres Portemonnaie soll es eigentlich für keinen Menschen auf der Welt geben.

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