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Beten bringt etwas

Beten bringt etwas

Clemens Weißenberger
Ein Beitrag von Clemens Weißenberger, Katholischer Pastoralreferent, Frankfurt
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Nicht schon wieder! Habe ich gedacht, als ich diese Woche die Nachrichten aus Volkmarsen auf dem Handy gelesen hab. Ich war gerade nach dem Rosenmontagszug in Mainz in mein Auto gestiegen. Und dann diese Nachricht vom Rosenmontagszug dort. Schon in der Woche davor hatte mich das Attentat in Hanau geschockt. Ich habe wieder ein Stoßgebet zum Himmel geschickt: „Bitte, guter Gott, sei bei den Opfern und ihren Familien!“

Als ich davon einem Kollegen in der Schule erzählte, meinte der: Schön und gut, aber was bringt es denn da zu beten? Ich habe gestutzt und über seine Frage nachgedacht. Aber dann wurden mir einige Punkte klar:

Mir hilft es zu beten, weil ich dann weiß: Meine Anliegen sind bei Gott gut aufgehoben. Ich weiß: Ich kann meine Sorgen bei ihm lassen. Gleichzeitig spüre ich: Wo ich mich auf Gott verlassen kann, da muss ich nicht alles selbst können und machen. Er ist wie eine Stütze. So wie nach einem Gespräch mit einem guten Freund. Nach der Unterhaltung, wenn ich alles sagen konnte, wenn mir jemand zugehört hat, dann weiß ich oft selbst, was ich will. Auch wenn der andere gerade einmal nichts gesagt hat, sondern nur zugehört hat. Gott hört mir immer zu.  Und dass gibt mir die Kraft, positiv zu denken und zu handeln. Das kommt durchs Gebet und die Kraft kommt von Gott.

Gleichzeitig komme ich zur Besinnung. Und das in der tatsächlichen Wortbedeutung. Ich besinne mich auf mich, was mir in meinem Leben wichtig ist, was mein Leben ausmacht, wer und was in meinem Leben eine große Rolle spielen: Da ist erst einmal mein Glaube, aber vor allem sind das Menschen: meine Familie, meine Freunde, meine Arbeitskollegen. Und ich will mit ihnen und für sie Gutes bewirken. Ich will, dass es ihnen gut geht.

Außerdem gilt für mich schließlich: Kein Gebet der Welt ersetzt unsere Taten. Gerade jetzt fühle ich mich aufgefordert, etwas zu tun gegen Hass und Hetze gegen Migrantinnen und Migranten, gegen Menschen, die offen zur Zielscheibe des Hasses werden. Ich nehme mir vor, noch genauer hinzusehen, wo Menschen benachteiligt werden. Ich will dagegen laut werden und meine Stimme erheben. Ich glaube: Auch Jesus hätte das getan. Und ich glaube auch, er ist bei denen, die sich das vorgenommen haben: etwas zu tun gegen Hass, gegen Gewalt und Ungerechtigkeit in unserer Welt.

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