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Auf grüner Aue
Bildquelle: yeniguel/Pixabay

Auf grüner Aue

Gabriele Heppe-Knoche
Ein Beitrag von Gabriele Heppe-Knoche, Evangelische Pfarrerin, Kassel
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Die kleine Dorfkirche von Deisel wird nun auch bald dazugehören. Zur Klostergartenroute des Kulturlandes Höxter. Eine pfiffige Idee. Eine Pilgerstrecke für Radfahrer. Die sind an Weser und Diemel ohnehin in großer Zahl unterwegs. Die Route erschließt den alten Kulturraum entlang der beiden Flüsse. Schon früh haben sich hier Mönche niedergelassen. Eindrucksvolle, große Klosterbauten sind entstanden. Noch heute faszinieren sie die Besucher. Die Klostergartenroute gibt Gelegenheit, diese besonderen Orte zu erkunden. Aber auch viele unbeachtete Schätze liegen am Weg und wollen entdeckt werden. Klösterliche Gartenkunst ist das Eine dabei. Auch spirituelle Eindrücke gehören dazu. Es ist schon etwas Besonderes, wenn man in Ferien- oder Wochenendlaune eine Kirche betritt. Gerade wenn man vorher mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs war und draußen die Sonne scheint. Man ist vielleicht ein bisschen verschwitzt und müde. Sofort nimmt einen die Stille und die Kühle des Kirchenraumes auf. Es tut gut, hier ein bisschen zu verweilen. Dabei kann man sich in aller Ruhe umsehen. In Deisel zum Beispiel kann man die Apfelranken entdecken. Sie wurden beim Bau der Kirche schon vor der Reformationszeit an die Wände gemalt. Vor mehr als 500 Jahren.

Diese alten Gemäuer bezeugen: Seit vielen hundert Jahren gibt es hier eine starke christliche Kultur. Sie zeigte sich nicht nur in Städten oder an den Herrschaftssitzen der Fürsten oder Landgrafen. In jedem kleinen Ort hat sie ein besonders gestaltetes Gebäude hervorgebracht. Aufwendig. Eine Kirche. Für die Menschen, die in diesem Ort zusammen leben. Alle wichtigen Ereignisse ihres Lebens haben sie in dieser Kirche bedacht, begangen und gefeiert. Hochzeiten und Taufen. Für die Verstorbenen wurde hier gebetet. Im Krieg Schutz gesucht. Und nach großen Gefahren wurde hier für die Rettung gedankt. Die Kirche mitten im Dorf. Genau da gehört sie hin.
Apfelranken an der Kirchwand –was könnte besser passen in dieses Dorf im Diemeltal inmitten von grünen Wiesen, Wäldern und Obstbäumen? Demnächst wird die Kirche als Station der Klostergartenroute markiert. Ein sogenannter Bibelpfahl wird neben dem Eingang aufgestellt und weist auf die Pilgerstation hin. Das Bibelwort für diese Station wird heißen: „Auf grüner Aue“. Es erinnert an den 23. Psalm: Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. Genau diese Ruhe und Erfrischung kann man hier sehen und spüren. Bei jedem Besuch – und ganz bestimmt nach einer anstrengenden Radetappe.

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