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Verschwörungsfantasien
Ria Sopala/pixabay

Verschwörungsfantasien

Dr. Fabian Vogt
Ein Beitrag von Dr. Fabian Vogt, Evangelischer Pfarrer in der Öffentlichkeitsarbeit, Frankfurt
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Moderator/in: In der Corona-Krise blühen die Verschwörungsfantasien. Sowas wie: "Eigentlich sterben die Menschen gar nicht an Corona, sondern an der Strahlung der 5G-Masten." Oder: "Finstere Mächte wollen eine Weltregierung installieren." Fabian Vogt von der Evangelischen Kirche. Was sagst du denn zu solchen Verschwörungsfantasien?

Erst mal: Ich bin unglaublich froh, dass es in Deutschland nicht zu so katastrophalen Zuständen wie in Italien, New York oder jetzt in Brasilien gekommen ist: mit kollabierenden Gesundheitssystemen, Menschen, die hilflos ersticken, und Massengräbern. 

Natürlich darf und muss man in einer Demokratie diskutieren

Ich bin überzeugt: Es war und ist richtig, in Deutschland alles dafür zu tun, um das Risiko zu minimieren. Aber natürlich gilt in unserer Demokratie: Bei vielen Maßnahmen kann und soll man darüber diskutieren, ob und vor allem wie lange sie sinnvoll sind.

Und ja … möglicherweise werden wir auch feststellen: Nicht alle Entscheidungen waren optimal. 

Wenn ich aber hinter allem dunkle Machenschaften wittere, dann wird aus einer komplexen Entscheidungslage ganz schnell eine Verschwörungsfantasie.
 
Weil ich dahinter einen bösen Urheber ausmache?

Genau! Eine Verschwörungsfantasie lebt davon, dass ich sage: Da will mir jemand Böses. Der will mir meine Rechte rauben. Der meint es nicht gut mit mir. 

Glauben können: Da ist jemand, der es gut mit mir meint

Noch mal: Ob alle Maßnahmen der Regierung richtig waren, weiß ich nicht. Aber ich käme nie auf den Gedanken: "Die haben das gemacht, um mir zu schaden." Nein, haben sie nicht. Davon bin ich überzeugt.

Vielleicht ist das ohnehin eine der großen Stärken des Glaubens: Glauben können, dass da jemand ist, der es gut mit mir meint.

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