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Vergebung hilft
Bildquelle: pasja 1000/Pixabay

Vergebung hilft

Ute Zöllner
Ein Beitrag von Ute Zöllner, Evangelische Pfarrerin i.R., Pastoralpsychologin, Kassel
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Tina und Paul möchten heiraten. Ich bin ihre Pfarrerin. Wir sitzen zu dritt in meinem Arbeitszimmer. Ich habe sie zu mir eingeladen, damit wir ihre Hochzeit besprechen. Außerdem wollen wir uns vor ihrer Hochzeit näher kennenlernen. Die beiden haben auf dem Sofa Platz genommen. Termin und Ort der Trauung haben wir schon per e-mail geklärt.

„Wir wollen kirchlich heiraten. So ganz richtig“, erzählet Tina. Wir kennen uns schon seit vier Jahren. Paul und ich sind uns auf einer Party begegnet. Ich hatte damals meine Mädels-Clique, und Paul ist mit seinen Kumpels rumgezogen. So nach und nach ist da mehr aus der Beziehung geworden. Aber zwischendurch gab es auch mal einen Riesenkrach. Eigentlich war es nur ein dummes Missverständnis. Doch nach dem Streit hat mich Paul einfach stehen lassen, wie einen begossenen Pudel. Ausgerechnet an dem Tag, an dem wir uns kennengelernt haben. Ich war wirklich schwer verletzt. Zum Glück haben wir aber noch mal die Kurve gekriegt.“ Die beiden strahlen sich jetzt an.

Dann schauen sie auf mich. Paul meint: „Für unsere Trauung wünschen wir uns ein Bibelwort zur Vergebung. Der Satz ist uns sehr wichtig geworden. Er zieht einen Zettel aus seinen Unterlagen hervor.“ Tina liest: „Vergebt euch untereinander, wenn jemand Klage hat gegen den anderen; wie Gott euch vergeben hat, so vergebt auch ihr.“ (Kol.3,13) „Vergebung ist uns ganz wichtig“, sagen sie. „Nicht nur zwischen uns als Paar.

„Mmm“, ich nicke und sage: „Es gehört zu uns Menschen, dass wir nicht immer freundlich zueinander sind. Wir reden aneinander vorbei und ärgern uns. Manchmal sind wir richtig zornig und wütend aufeinander. Aber niemand möchte ständig im Streit mit dem anderen leben. Daraus wächst der Wunsch nach Vergebung.

Die Bibel weiß darum und erinnert daran. Vergebt einander, wie Gott euch vergeben hat. Paul und Tina hören zu und nicken.
Sie erzählen, dass es ihnen damals auch schwergefallen ist, über den eigenen Schatten zu springen und sich in den anderen hineinzuversetzen. „Das war der erste Schritt“, meint Paul. „Ich fühlte mich selber so fremd in meinem Zorn. Das wollte ich nicht mehr. Und habe versucht, nicht nur mich zu sehen, sondern habe mich auch gefragt, wie es Tina geht. Wir beide hatten etwas zu klären, jeder für sich und wir miteinander. Das war ganz schön anstrengend.“

 „Das Wichtigste war, dass ich diesen Schritt gemacht habe und Tina um Vergebung gebeten habe“, meint Paul. „Zum Glück hat sie mir zugehört. Geholfen hat mir aber auch, dass ich Gott um Vergebung bitten konnte. Gott vergibt mir. Da konnte ich wieder leichter in den Spiegel schauen und fühlte mich besser. So haben wir den Groll hinter uns gelassen. Und nun freuen wir uns auf unsere Hochzeit.“
 

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