Ihr Suchbegriff
Beitrag anhören:
Mein samisches Armband
Bild: Pixabay

Mein samisches Armband

Ute Klewitz
Ein Beitrag von Ute Klewitz, Pastoralreferentin, Mentorin für Lehramtsstudierende mit dem Fach Katholische Theologie an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz
Beitrag anhören:

Seit ein paar Monaten trage ich am Arm ein besonderes Armband. Es ist schwarz und glänzt silbern. Hergestellt wurde es in Lappland. Eine Sami-Frau hat feine Zinnfäden auf ein schwarzes Lederband genäht. Der Verschluss ist aus einem kleinen Stück Rentierknochen. Wenn ich dieses Armband anschaue, muss ich an die alte Kultur denken, aus der es stammt. Ich habe auf meiner Reise durch Lappland viele solcher Armbänder gesehen, und sie haben mich fasziniert. In einem Souvenirladen bin ich mit Manne ins Gespräch gekommen. Manne ist ein Same, der mir viel über seine Kultur erzählt hat. Die Armbänder verbinden für ihn die Menschen miteinander, die sie tragen. Zusammengehörigkeit ist dort im Norden wichtig. Da geht es sicher zuerst um die Großfamilie, aber jeder, der dazukommt, ist herzlich willkommen.

Diese Zusammengehörigkeit gibt es auch noch in anderen Formen. Frauen, Männer und Kinder treffen sich einfach mal so zu einem gemeinsamen Kaffee an einem See. Dazu wird ganz spontan ein Treffpunkt vereinbart und jeder fährt da hin: im Sommer im Boot und im Winter auf dem Motorschlitten. Dort angekommen, packen die Samen Rentierfelle aus und legen sie in einen Kreis. Man macht dann in der Mitte ein Feuer und stellt einen Wasserkessel darauf. An seinem Gürtel, so erzählt Manne, trägt er meistens einen ledernen Beutel mit Kaffeepulver. Das Pulver kommt in den Kessel, und so gibt es einen frisch aufgebrühten Kaffee. Die Menschen stehen zusammen, trinken Kaffee und erzählen miteinander. Viele von ihnen tragen silbern leuchtende Lederarmbänder. Sie zeigen: Wir hier gehören zusammen.

Diese Verbundenheit konnte ich in meinem Gespräch mit Manne fühlen. Dieses Gefühl und ein Armband hab ich auch mit nach Hause genommen zu meiner Familie und auch in meine Kirchengemeinde. Denn so wünsche ich mir christliche Treffen: zusammenstehen, erzählen, beten. Jeder ist willkommen. Manne ist übrigens die Abkürzung von Emmanuel und das heißt: Gott ist bei uns.

 

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren