Kein Mensch ist Gott - nicht mal Maradona
Moderator/Moderatorin: Am vergangenen Mittwoch ist Diego Maradona verstorben. Im Alter von 60 Jahren. Nicht nur die Fußballwelt ist geschockt, viele trauern um den Ausnahmespieler. Argentinien rief eine dreitägige Staatstrauer aus. In seiner zweiten Heimat Neapel verkündete der Bürgermeister, das örtliche Stadion wird demnächst Maradonas Namen tragen. Maradona wird verehrt wie ein Heiliger. Bei aller Bewunderung wird das dem Menschen Maradona nicht gerecht, meint Pfarrerin Pia Baumann.
Falls Sie es noch nicht wissen: Gott ist tot. Er wurde 60 Jahre alt und starb an einem Herzinfarkt. Gott ist tot, so schreiben ein paar Zeitungen. So empfinden es viele Fußballfans auf der ganzen Welt. Gemeint ist damit der Fußballer Diego Maradona.
Maradona war kein Gott
Bei allem Respekt, das geht mir zu weit. Ohne Zweifel: Maradona war einer der besten Fußballspieler, die es je gab. Er spielte wie ein junger Gott, aber er war kein Gott. Er war ein Mensch.
Sein Tod macht viele betroffen. Mich auch. Als die Nachricht auf dem Handy aufploppt, denke ich als Erstes: Das kann doch nicht sein.
Erst vor kurzem habe ich eine Dokumentation gesehen. Der Regisseur Asif Kapadia zeichnet Maradonas Leben nach. Feinfühlig und voller Bewunderung. Aber ohne zu beschönigen.
Der Junge aus dem Armenviertel in Buenos Aires wird zum Superstar
Man sieht den jungen Maradona mit wildem Wuschelkopf und schelmischem Lächeln. Mal im hellblauen Trainingsanzug, mal im protzigen Pelzmantel.
Maradona wirkt trotz seines kompakten Körpers auch zart und zerbrechlich. Der schüchterne Junge aus einem Armenviertel von Buenos Aires, der zum Superstar wird.
Maradona hatte auch viele dunkle Seiten
Maradona ist ein Familienmensch und steht treu zu seiner zweiten Heimat Neapel. Nichts wird in diesem Film verschwiegen. Auch nicht die Abgründe.
Maradona konnte echt mies sein, eitel, überheblich und streitsüchtig. Er hatte Probleme mit Drogen und Beziehungen zur Mafia. Er hat gelogen und betrogen.
Unvergessen sein freches Handspiel bei der WM '86. Erst viele Jahre später gibt er den Regelverstoß zu.
Ein Mensch, gesegnet mit einem außergewöhnlichen Talent
Maradona zu einem Gott zu machen, ist falsch. Denn das nimmt ihm weg, was ihn ausmacht. Nämlich ein Mensch zu sein.
Ein Mensch, der mit seinen Stärken und Schwächen ringt. Und dazu: Gesegnet ist mit einem außergewöhnlichen Talent.
Ich glaube, Maradona selbst war das bewusst. Er soll mal gesagt haben: "Ich bin privilegiert, aber nur, weil das Gottes Wille war. Gott hat mich gut spielen lassen. Er gab mir die Fähigkeit."
https://www.zeit.de/sport/2020-11/diego-maradona-fussballspieler-argentinien-weltmeister-herzinfarkt
www.welt.de/sport/fussball/article221064622/Diego-Armando-Maradona-60-Gott-ist-tot-ein-Nachruf.html
https://www.ndr.de/kultur/film/videos/Trailer-des-Dokumentarfilmes-Diego-Maradona,maradona142.html
https://www.nzz.ch/sport/den-strafraum-zu-erreichen-und-kein-goal-zu-schiessen-ist-wie-mit-deiner-schwester-zu-tanzen-ld.1588888