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Impeachment
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Impeachment

Prof. Dr. Markus Tomberg
Ein Beitrag von Prof. Dr. Markus Tomberg, Professor für katholische Religionspädagogik, Fulda und Marburg
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Es ist ganz großes Kino, glänzende Unterhaltung und ein perfektes Polit-Spektakel. Die an Aufregern und Skandalen sicher nicht arme Präsidentschaft von Donald Trump ist um ein Kapitel reicher: Jetzt laufen Vorermittlungen im US-Kongress. Ein Impeachment, eine Anklage wegen Amtsvergehen, gegen den Präsidenten steht im Raum. Endlich, sagen viele. Und tatsächlich: Die Show ist großartig, das Ende offen, Reality-TV at its best.
Ob das, was da derzeit in den Vereinigten Staaten geschieht, juristisch korrekt oder auch nur politisch opportun ist, müssen andere entscheiden. Die mediale Performance dieses Präsidenten geht uns direkt an. Nicht, dass wir von seinen Entscheidungen im Guten wie im Schlechten nicht auch betroffen wären. Aber genau das macht die Geschichten, die hierzulande erzählt und berichtet werden, erst so richtig spannend.
Diese Geschichten haben einen einfachen Plot: Der wahlweise dumme, überforderte, gerissene oder Was-auch-immer-Präsident tappt von Fettnäpfchen zu Fettnäpfchen, wankt und steht wieder auf, bis dann, irgendwann und am guten Ende, ihm jemand das Handwerk legt. Eine Schurkengeschichte mit gutem Ausgang, sozusagen. House of Cards, vielleicht erinnern Sie sich, aber in groß und ganz echt.
Die Geschichte erzählt zugleich eine ganze Menge über uns und unsere Welt: Von der immer wieder aufflackernden Hoffnung. Von der Sehnsucht nach einem wirklich guten Ende. Und von der Lust, gut zu leben und gut unterhalten zu werden.
Dabei sind Geschichten mehr als nur Geschichten. Wenn sie richtig gut sind, ziehen sie in den Bann. Sie fesseln. Geschichten haben Macht! Gerade Politiker wissen um die Macht guter Geschichten. Sie verbinden das gute Ende dann meist mit ihrem eigenen Wahlsieg. Und müssen enttäuschen.
Die wirklich guten Enden, die gibt es woanders: in Märchen etwa und den Hoffnungsbildern der Religionen. Beide sind eng miteinander verwandt. Nicht, weil die Religionen Märchen erzählen. Sondern weil es auch im Märchen die gute Mär gibt, die frohe Botschaft, ein Evangelium: alles wird wirklich gut!
Aber bis die Impeachment-Geschichte aus Amerika da heranlangt, wird es noch dauern.

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