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Einfach nicht locker lassen
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Einfach nicht locker lassen

Michael Becker
Ein Beitrag von Michael Becker, Evangelischer Pfarrer, Kassel
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Er bettelt. Und wie. Er geht von Tisch zu Tisch. In Kleidern, die grenzwertig sind, wie man sagt. Alt, verschlissen, unsauber. Dazu die Verbände an den Beinen. Nicht jeder sieht die sofort. Also weist er darauf hin. Viele im Straßencafé geben ihm nichts. Schauen weg oder sagen Nein. Dann geht er weiter. Kommt aber zurück. Nach vielleicht zwanzig Minuten. Wieder das gleiche Lied. Die Kleider, Verbände an den Beinen. So geht es in einem fort. Mal gibt ihm einer was. Mal sagen sie Nein. Und er kommt wieder. Das dritte Mal in einer Stunde. Manche geben jetzt doch etwas. Weil er so unverschämt ist. Und einfach nicht locker lässt.

Wie bei dem, von dem erzählt wird. Um Mitternacht ist es. Er geht zu seinem Freund, bittet um Brot. Plötzlich hat er Besuch bekommen von weit her. Und nichts im Haus, um seine Gäste zu bewirten. Also geht er zum Freund und ruft: Mein Freund, leih mir Brot. Der Freund ist entsetzt. Es ist Mitternacht, sagt er, bei uns schlafen alle. Auch wenn du mein Freund bist, ich kann jetzt nicht aufstehen. Der vor der Tür bettelt und bettelt. Schließlich bekommt er, was er will. Drei Brote. Aber nicht, sagt Jesus, weil das Freunde sind. Wegen des Drängelns bekommt er; dem nicht locker lassen.

Das gilt auch für Gott, sagt Jesus. Da muss man dran bleiben. Nicht mal beten und bitten und wieder sein lassen, nein. Gott will schon mehr gebeten werden. Mit Ausdauer, als rüttele man an seiner Tür, sogar um Mitternacht. Als lasse man Gott einfach nicht in Frieden. Das ist Hoffnung, sagt Jesus. Dass man einfach nicht locker lässt. Weil man weiß: Du bist mein Gott, der mir hilft.

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