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Die Krone des Lebens bekommen
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Die Krone des Lebens bekommen

Charlotte von Winterfeld
Ein Beitrag von Charlotte von Winterfeld, Evangelische Pfarrerin, Frankfurt

Am Tag vor dem Frankfurt Marathon
Morgen starten mehr als 15.000 Läuferinnen und Läufer beim Frankfurt-Marathon. Die Strecke führt genau an unserem Haus vorbei. Jedes Jahr schaue ich zu. Voller Bewunderung. Ich bewundere die Leistung der afrikanischen Sportler, die die lange Strecke in nur wenig mehr als 2 Stunden laufen. Letztes Jahr waren mehrere Kenianer an der Spitze.

Aber eigentlich bewundere ich noch mehr das Mittelfeld, die, die nur als Hobby joggen. Viele von ihnen wirken schon recht abgekämpft, wenn sie bei uns vorbeikommen. Ungefähr 30 Kilometer haben die Läufer dann schon zurückgelegt. Es gibt junge, schlanke und sportliche Menschen, die mitlaufen. Aber es gibt auch einige, die rundlicher sind, und auch welche, die eher unsportlich wirken. Es gibt sogar ein paar Menschen über 70. Was ich an allen diesen Menschen bewundere: Sie wollen die gut 42 Kilometer unbedingt durchhalten.

Irgendwie finde ich so einen langen Lauf ganz nah am Leben. Das zeigt der Film „Sein letztes Rennen“. Dieter Hallervorden spielt einen Mann im Altersheim, der noch einmal wie früher einen Marathon laufen will. Er sagt: „Das ganze Leben ist ein Marathon… Die ersten Schritte fallen dir noch leicht. Du glaubst, nichts kann dich stoppen. Aber dann kommen die Schmerzen. Deine Kräfte schwinden. Meter für Meter. Du glaubst, du kannst nicht mehr.“

Und so ist es ja tatsächlich im Leben. Nicht alles läuft glatt. Das Leben hält Herausforderungen bereit, die ich manchmal kaum aushalten kann: Krisen in der Partnerschaft, Probleme mit der Gesundheit, mit den Kindern, bei der Arbeit. Manchmal türmen sich die Probleme zu riesigen Gebirgen auf. Keine Ahnung, wie ich das schaffen soll.

Auch die Bibel kennt die Höhen und Tiefen der Langstreckenläufer auf dem Weg durchs Leben. Da geht es weniger darum, Erster zu werden. Es geht ums Durchhalten. In der Bibel steht: „Selig ist jeder, der Anfechtungen erduldet! Denn nachdem er bewährt ist, wird er die Krone des Lebens empfangen.“ (Jakobus 1,12) Den Siegespreis, die „Krone\", bekommt am Ende, wer auch Durststrecken durchhält. Und was hilft mir, durchzuhalten?

Ich glaube, Gott schickt mir im richtigen Moment ganz persönliche Mutmacher. Manchmal sind es Zitate oder Bücher, die mich ansprechen, manchmal ist es ein Telefonat mit der besten Freundin, manchmal eine positive Rückmeldung. Ich merke, dass ich gemeint bin. Und das gibt mir neue Energie.

Auch die Menschen, die morgen an den Start beim Marathon gehen, brauchen solche Mutmacher. Menschen, die ihnen zujubeln. Auch ich werde in der Menge am Rand stehen. Ich habe einen Trick herausgefunden, wie ich die Läufer am besten anfeuern kann. Auf den Trikots mit den Startnummern steht immer der Vorname des Läufers mit drauf. Und wenn ich dann wildfremde Menschen mit ihrem Namen anrede und rufe „Weiter so, Kathrin“ oder „Du schaffst das, Martin“, dann zaubere ich ein Lächeln auf ihr Gesicht.

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