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Das Museum des Scheiterns
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Das Museum des Scheiterns

Martin Vorländer
Ein Beitrag von Martin Vorländer, Evangelischer Pfarrer und Senderbeauftragter für den DLF, Frankfurt

In der Stadt Helsingborg in Schweden hat Samuel West ein „Museum des Scheiterns“ eröffnet. Er sagt: „Ich hatte genug von all den Erfolgsgeschichten. Es ist wichtig, Scheitern zu akzeptieren. Daraus können wir viel lernen.“ 80 bis 90 Prozent aller Erfindungen seien Flops.

In seinem Museum zeigt er also Erfindungen und Produkte, die kräftig danebengegangen sind. Fettfreie Chips zum Beispiel. Hemmungslos knabbern können, ohne dick zu werden. Dafür wurde in den 1990er Jahren der Zusatzstoff Olestra entwickelt. Der war ein Renner, allerdings nur ganz kurz. Denn er hat eine unangenehme Nebenwirkung: Man bekommt davon Durchfall.

Alle Mädchen und Frauen lieben Rosa? Von wegen! Den Extra-Kugelschreiber nur für Frauen in lila und pink, mit Glitzer verziert, wollte keine haben. Genauso wenig funktionierte grünes Ketchup bei Kindern. „Google Glas“, die Brille, mit der man ins Internet gehen kann, war schon bald so unbeliebt, dass Restaurants in Kalifornien das Schild an die Tür hängten: „Keine Hunde, kein Google Glas.“

Auch die großen Konzerne und die Super-Erfolgreichen dieser Welt hauen also öfter mal kräftig daneben. Aber nach außen muss alles immer glatt und perfekt aussehen. Bei Bewerbungen soll man einen lückenlosen Lebenslauf präsentieren. Und in Gesprächen erzählt keiner gerne von Brüchen und Fehlschlägen. Aber sie gehören genauso zu meiner Biografie wie meine Erfolge. Manchmal habe ich tatsächlich aus meinen Fehlern gelernt. Manchmal waren es aber auch einfach nur Fehler – ohne Nutzen und Gewinn im Nachhinein. Denn jetzt auch noch erfolgreich scheitern zu müssen, ist Krampf.

Wie sieht mein eigenes Museum des Scheiterns aus? Welche Chancen habe ich verpatzt, welche Aufgabe nicht zu Ende gebracht? Über einen Fauxpas kann ich heute lachen. An anderer Stelle sitzt die Enttäuschung immer noch tief.

So ein Museum des Scheiterns hilft, ganz nüchtern und realistisch Bilanz zu ziehen. Das Gute daran ist: Nachdem ich es besichtigt habe, kann ich es auch wieder verlassen. Auf zu neuen Taten!

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