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Dankbarkeit
Bildquelle: Dieter Ludwig Scharnagl/Pixabay

Dankbarkeit

Dr. Elisabeth Krause-Vilmar
Ein Beitrag von Dr. Elisabeth Krause-Vilmar, Evangelische Pfarrerin, Bad Vilbel
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„Ich hätte noch mehr schaffen können. Ich hätte noch schneller laufen können“.
Das Klagen darüber, dass es nicht reicht, dass es mehr hätte sein können, noch optimiert werden könnte. Ich höre es oft und kenne es auch von mir selbst.
Für Viele ist das Streben nach Mehr eine selbstverständliche Haltung.
Das Gefühl, dass es noch nicht reicht, was ich kann und bin und gebe und habe.
Höher-Schneller-Weiter. Der ständige Wunsch besser zu werden, produktiver, entspannter, gesünder. Es hat sich eine ganze Selbstoptimierungsindustrie entwickelt.
Eine Industrie zum besser werden. Apps und Websites voller HowTos, YoutubeVideos und Ratgeberliteratur, die ganze Regale füllt. Und das Ganze natürlich für alle möglichen Lebensthemen, die es zu perfektionieren gilt. Es gibt eigentlich nichts, in dem ich nicht noch besser werden könnte.

Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einem Landwirt, der das anders sieht.
Er hatte aufgrund des wenigen Regens allen Grund zu klagen, dass seine Ernte nicht mehr ergab, dass es nicht gereicht hat.
Wir unterhielten uns über Erntedank und er sagte:
„Danken hängt nicht von der Menge der Ernte ab.“ –
Seine Worte haben mich nicht losgelassen.
„Danken hängt nicht von der Menge der Ernte ab.“
Zu danken – das gehört für den Landwirt dazu. Für alles, was er empfangen hat. Er hat gearbeitet. Er hat geerntet. Früchte der Erde und der menschlichen Arbeit. Das ist nicht selbstverständlich. Dafür dankt er.

Seine Worte machen mir bewusst, dass es in unserem Leben um viel mehr geht, als darum besser, schneller und effizienter zu werden. Dem Landwirt ist eine Haltung der Dankbarkeit wichtig. Diese Haltung bedeutet zu leben in dem Wissen:
Mein Erfolg und mein Glück sind nicht selbstverständlich.
Die Luft zum Atmen, das Wachsen und Gedeihen, die Liebe, die Menschen an meiner Seite, die sternenklaren Nächte. Das bekomme ich geschenkt.
Dafür danke ich Gott.
Dankbar zu sein, selbst wenn die Ernte nicht groß ist, ist eine Lebenshaltung.
Diese Haltung lenkt den Blick auf das, was gut ist, auch wenn es noch so klein ist.

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