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Barmherzig sein in einem komplizierten Beruf
Bild: BodyWorn by Utility/Pixabay

Barmherzig sein in einem komplizierten Beruf

Till Martin Wisseler
Ein Beitrag von Till Martin Wisseler, Evangelischer Pfarrer, Langenselbold
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Woran denken Sie, wenn Sie Polizistinnen und Polizisten sehen? An Geschwindigkeitskontrollen, an vergessene Ausweispapiere oder an Demos wie in Kassel? Viele Augen schauen derzeit auf ihren Dienst. Wenn ich an Polizei denke, fällt mir auch Barmherzigkeit ein.

Zwei Polizisten müssen Todesnachricht überbringen

Zusammen mit zwei Beamten stehe ich abends vor einem Wohnkomplex. Während viele andere den Tag ausklingen lassen, sind wir hellwach. Ich begleite die Beamten bei einer ihrer schwierigsten Aufgaben: Einer Familie mitteilen, dass ein wichtiger und geliebter Mensch plötzlich verstorben ist. Eine solche Nachricht überbringt niemand gern. Das stürzt andere in tiefe Traurigkeit und zieht den Boden unter den Füßen weg.

Professionelle Polizisten

So schwierig und traurig diese Situation für alle war, ich erzähle davon, weil für mich damit auch eine gute Nachricht verbunden ist. Beeindruckt hat mich nämlich die Professionalität der Polizeibeamten. Sachliche und klare Worte haben sie gefunden. Das brauchen Menschen in so einer Situation. Zugleich haben sie sich einfühlsam und achtsam der Familie gegenüber gezeigt. Das haben die Angehörigen an diesem Abend gespürt-

Barmherzigkeit zeigen

Für das Verhalten der Polizisten in dieser Situation gibt es ein altes Wort, kaum noch gebräuchlich, aber wichtig: Sie haben sich barmherzig gezeigt. Barmherzig sein heißt: sein Herz öffnen, die Not Anderer wahrnehmen, auf sie achten und fürsorglich handeln. Ihre Worte haben den Schock und die Trauer nicht weggeredet. Sie haben die Erschütterung mit ausgehalten. Einer hat auch seine Jacke um den Witwer gelegt, der am ganzen Körper gezittert hat.

Barmherzig sein geht in diesem besonderen Dienst nicht immer, aber immer wieder. Ich freue mich, auch diese Seite an Polizisten kennengelernt zu haben. Wenn ich ihnen das nächste Mal begegne, will ich daran denken.

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