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Zerbrechlich
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Zerbrechlich

Rolf Müller
Ein Beitrag von Rolf Müller, Pastoralreferent Pfarrei Mariä Himmelfahrt, Frankfurt

Vom englischen Sänger Sting gibt es ein Lied, das mich immer sehr bewegt, wenn ich es im Radio höre. Es hat den einfachen Titel: „Fragile“, auf Deutsch: zerbrechlich. In dem Lied singt Sting von der Sinnlosigkeit der Gewalt und dem Schaden, den sie anrichtet. Im Refrain mahnt er immer wieder, niemals zu vergessen „how fragile we are“, wie zerbrechlich wir sind.

„Zerbrechlich“ – das Wort berührt mich. Ich weiß doch: Ein Menschenleben ist so leicht zu zerbrechen. Ein Mensch, der so lange braucht, um im Mutterleib zu wachsen und dann – manchmal mit soviel Mühe – erwachsen wird, kann in Sekundenschnelle zerbrochen werden. Die Bilder aus Syrien und anderen Kriegen mit all ihren Toten und Verwundeten gehen mir dabei durch den Kopf. Aber mir wird nicht nur die körperliche Zerbrechlichkeit eines Menschen klar. Ich weiß: Auch innerlich ist ein Mensch so leicht zu zerbrechen. Da genügt schon ein falsches Wort, eine kalte Abweisung oder eine lieblose Geste um einen Menschen zu verletzen, ihm einen „Sprung“ zuzufügen, an dem er zerbrechen kann.

Das Lied von Sting macht mir bewusst. Wenn jeder Mensch so zerbrechlich ist, dann muss ich gut aufpassen. Ich muss drauf achtgeben, was ich zu anderen sage, wie ich mit Menschen umgehe. Ich kenne mich doch. Wie schnell bin ich wütend und sage Worte, die verletzend sind. Wie schnell laufe ich an Menschen vorbei, die am Zerbrechen sind und beachte sie nicht. Ich will mir vornehmen, wieder aufmerksamer zu werden auf das was ich sage und was ich tue. Ich will wieder öfter ein gutes Wort zu den Menschen sagen, denen ich so im Alltag begegne. Gelegenheiten dafür habe ich genug. Wie wäre zum Beispiel ein netter Satz zu dem  Mann, der in der Kassenschlange vor mir steht und ewig nach dem Kleingeld kramt. Oder ein aufmerksame Frage an die alte Nachbarin von nebenan, mit der sie merkt: Ich interessiere mich wirklich dafür, wie es ihr geht.

Ja, dieses Lied sagt mir: Pass gut auf dich und die Anderen auf. Denn ich will nicht vergessen „how fragile we are“ – wie zerbrechlich wir sind.

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