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Was ist meine Arbeit wert
Bildquelle: Chuck Underwood/Pixabay

Was ist meine Arbeit wert

Claudia Rudolff
Ein Beitrag von Claudia Rudolff, Rundfunkpfarrerin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Kassel
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Lernt man neue Leute kennen, ist meist eine der ersten Fragen: Was machen Sie so beruflich? Ich erzähle dann von meiner Arbeit als Pfarrerin und erlebe: Andere reden auch gern über ihren Beruf. Ihre Arbeit gibt ihnen auch das Gefühl, wertvoll zu sein. Menschen hingegen, die keine bezahlte Arbeit haben, haben nicht nur finanzielle Sorgen. Sie fühlen sich oft nicht anerkannt.

Als ich Erziehungsurlaub hatte, habe ich es auch so erlebt: Auf die Frage: „Was machst du?“ antwortete ich: „Ich bin zu Hause“. Die Reaktion sah dann häufig so aus: „Ach, du arbeitest gar nicht?“

Das hat mich gekränkt. Ich hatte mit den Kindern und dem Haushalt mehr als genug zu tun. Mittlerweile habe ich auf diese Reaktion eine gute Antwort bei Martin Luther gefunden. Er schätzt alle Arbeit wert, egal ob sie bezahlt wird oder nicht. Er schreibt in der Kirchenpostille von 1522 sinngemäß: Alle Arbeit ist Gottesdienst und Dienst am Nächsten zugleich. Deshalb ist für Luther auch jede Tätigkeit und Arbeit gleich wertvoll: die Arbeit des Knechts im Stall ist ebenso so viel wert, wie die Arbeit eines Beraters am Fürstenhof, die einer Mutter ebenso wichtig wie die eines Geistlichen. Und ich ergänze: Die Arbeit eines Menschen, der seine an Demenz erkrankte Mutter betreut, ist genauso viel wert wie die eines Managers in einem Konzern. Und die Arbeit einer Sekretärin ist genauso viel wert, wie die ehrenamtliche Arbeit im Verein.

Martin Luther würdigt alle, die arbeiten und Hand anlegen. Arbeit -egal ob bezahlt oder nicht-, soll anderen dienen. Das allein zählt. Damit wird auch Gott geehrt. Daran möchte ich bei meinem Tun denken: Alle Arbeit ist Dienst am Nächsten, und Gottesdienst.

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