Ihr Suchbegriff
Beitrag anhören:
Selbstverständliches überdenken
Bild: Pixabay

Selbstverständliches überdenken

Alexander Matschak
Ein Beitrag von Alexander Matschak, Medienkoordinator des Bistums Mainz
Beitrag anhören:

Vor einigen Wochen ist es uns passiert. Der Alptraum eines jeden Hausbesitzers: Ein Wasserschaden. Ich war in den Keller gegangen und habe an der Wand plötzlich eine dunkle Stelle gesehen. „Die war gestern aber noch nicht da“, habe ich gedacht. Und es war wie befürchtet: ein Riss im Abflussrohr. Immer, wenn wir geduscht oder die Zähne geputzt haben, lief Wasser in die Hauswand. Gott sei Dank: Die Installateure sind schnell gekommen und konnten den Schaden orten. Und dann haben sie gesagt: „In drei Tagen kommen wir wieder und beheben den Schaden. Bitte Dusche und Waschbecken die nächsten Tage nicht benutzen.“

Mist: drei Tage also kein Bad. Also kein morgendliches Duschen. Kein warmes Vollbad nach dem Winterspaziergang. Zähneputzen in der Küche. Und meinen Bart habe ich einfach wachsen lassen. Gut, drei Tage ohne Bad bedeutet jetzt nicht die Riesenkatastrophe. Trotzdem: Etwas für mich Selbstverständliches ist plötzlich nicht mehr da gewesen. Und das hat mich dann auch etwas nachdenklich gemacht. Denn: Es ist ja selbstverständlich für uns, immer Wasser in höchster Trinkwasserqualität zu haben. Es ist auch selbstverständlich für uns, immer warmes Wasser zu haben. Und es ist selbstverständlich für uns, ein eigenes Bad zu haben. Alles Dinge, die für viele Menschen auf der Welt aber eben nicht selbstverständlich sind. So haben zum Beispiel unfassbare 2,2 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser.

Und es gibt ja viele Dinge, die für mich selbstverständlich sind. Über die ich nicht viel nachdenke. Weil sie eben immer und ohne große Schwierigkeiten verfügbar sind. So bekomme ich zum Beispiel fast rund um die Uhr Lebensmittel. Und zwar alle, die ich will. Egal was. Ob es Erdbeeren, Tomaten, Salat oder Gurken sind. Egal ob im Februar, Juni oder Oktober. Oder Steaks aus Südamerika und Goldbarschfilets aus dem Pazifik. Sie liegen im Supermarkt in der Tiefkühltruhe – ich muss nur zugreifen. Der globale Handel macht es möglich. Darüber, wie diese Produkte hergestellt werden, mache ich mir manchmal zu wenige Gedanken. Obwohl ich es ja eigentlich besser weiß. Und von den Folgen fürs Klima mal ganz zu schweigen: Schließlich trage auch ich zur Klimaerwärmung bei, wenn ich Lebensmittel kaufe, die einmal um die halbe Welt reisen.

Gestern hat mit dem Aschermittwoch die Fastenzeit begonnen. Und diese 40 Tage bis Ostern sind ja auch dazu da, einmal inne halten. Und über sein Leben und seine Verhaltensweisen nachzudenken. Vielleicht auch mal etwas zu ändern. Oder es wenigstens mal zu probieren. Ich will diese Fastenzeit jedenfalls nutzen, über diese Selbstverständlichkeiten nachzudenken. Ich will dankbar sein, dass aus meinem Wasserhahn immer saubereres Trinkwasser fließt. Ich will aber auch da kritisch hinschauen, wo meine Selbstverständlichkeiten auf Kosten der Lebensqualität anderer gehen.

 

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren