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Segen über den Wein
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Segen über den Wein

Monika Dittmann
Ein Beitrag von Monika Dittmann, Katholische Seelsorgerin im Altenheim, Flörsheim am Main
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Heute wird in vielen katholischen Gottesdiensten im Rheingau der Johanniswein gesegnet. Ein alter Brauch, der mit dem Apostel Johannes in Verbindung gebracht wird. Heute ist der Gedenktag dieses Apostels Johannes, einer der Jünger Jesu.

Das Gift ist wie eine Schlange aus dem Becher gewichen

Die Weinsegnung geht auf eine Legende zurück. Danach hat der Apostel Johannes in Kleinasien gewirkt. Als er sich geweigert hat, der Göttin Artemis zu opfern, sollte er Gift trinken und so zwei Verbrechern in den Tod folgen. Die hatten schon vorher den Giftbecher getrunken. Johannes hat dann das Kreuz über dem Kelch geschlagen, und das Gift ist wie eine Schlange aus dem Becher gewichen. Dann hat er aus dem Kelch getrunken und ist nicht gestorben. Außerdem hat er seinen Mantel über die beiden toten Verbrecher geworfen – und sie sind wieder zum Leben erwacht. So ist der Wein in Verbindung zum Apostel zu einem Zeichen der Befreiung und der Liebe geworden.

Eine Legende – aber eine schöne, wie ich finde!

Der Johanniswein erinnert uns an das Gebot argloser Liebe

Bis heute wird der Johanneswein, nachdem er im Gottesdienst gesegnet wurde, von den Winzern an caritative Einrichtungen geschenkt und kommt wohltätigen Zwecken zugute. In einem alten Gesangbuch heißt es: „Der Johanniswein erinnert uns an das Gebot argloser Liebe, das dieser Apostel besonders gepredigt hat.“

Besondere Erinnerung an meine Großeltern, die Winzer waren

In manchen Winzerfamilien ist es auch üblich, eine gesegnete Flasche Wein mit nach Hause zu nehmen. Dort wird er feierlich verkostet. Ich erinnere mich noch, dass wir bei meinen Großeltern, die Winzer waren, als Kinder dann sogar einen Schluck Johanniswein bekommen haben … es war der einzige im ganzen Jahr für uns Kinder!

Ein sichtbares Zeichen der Nächstenliebe

Ich wohne bis heute im Rheingau und freue mich über diesen Brauch. Er ist für mich ein sichtbares und solidarisches Zeichen der Nächstenliebe.

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