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Nächstenliebe ist einfach
Bildquelle: pixabay

Nächstenliebe ist einfach

Daniel Stehling
Ein Beitrag von Daniel Stehling, Katholischer Pastoralreferent und Religionslehrer, Fulda

Heute Morgen. Große Pause auf unserem Schulhof. Kinder lärmen und rennen umher. Einige spielen Fußball. Andere stehen zusammen und unterhalten sich. Wieder andere kauen mit gefüllten Backen oder trinken etwas. Und ich mittendrin. Pausenaufsicht – gehört ja zum Lehrersein dazu.
Ich schlendere über den Schulhof. Spreche immer mal wieder mit Schülerinnen und Schülern. Auf einmal kommt Angelo aus meiner 5. Klasse zu mir gerannt. „Herr Stehling, ich wollte sie mal was fragen“, schnauft er ganz außer Atem. „Wir hatten doch in Reli das mit der Nächstenliebe. Ich mag Leo überhaupt nicht und daher ist er doch auch nicht mein Nächster, oder?“
Ich muss mir das Grinsen verkneifen. Überlege kurz und sage dann zu Angelo: „Es hat nichts mit mögen oder nicht mögen zu tun, wer unser Nächster ist.“ Und um Angelo etwas aufzumuntern ergänze ich: „Deine Frage finde ich aber ziemlich klug. In der Bibel gib es auch eine Erzählung, in der Jesus gefragt wird: „Wer ist denn mein Nächster?“. Und Jesus antwortet auf diese Frage mit dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lk 10, 25-36). Der hilft einem, der überfallen und verwundet wurde. Und das, obwohl sich der Überfallene und der Samariter nicht leiden können, ja sogar feindlich gegenüberstehen.“ Angelo wird unruhig. „Kurz zusammengefasst lautet die Antwort Jesu also: Dein Nächster ist jeder, der deine Hilfe braucht, egal ob du ihn magst oder nicht!“. Da strahlt mich Angelo an und sagt: „Dann ist Nächstenliebe ja einfach. Wer meine Hilfe braucht, dem helfe ich – immer - auch dem Leo!“ Da hat mir Angelo eine schöne Lektion erteilt. Und begeistert von seinem Bekenntnis nehme ich mir vor, in Zukunft auch so klar wie Angelo zu handeln, damit ich wie er sagen kann: „Nächstenliebe ist einfach. Wer meine Hilfe braucht, dem helfe ich – immer!“

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