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Meine Hoffnung sind Menschen
Bild: Myriams-Fotos/Pixabay

Meine Hoffnung sind Menschen

Michael Becker
Ein Beitrag von Michael Becker, Evangelischer Pfarrer, Kassel
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Ein Mann baut seine Hoffnung. Ich meine das wörtlich. Er baut seine Hoffnung (ARD-Weltspiegel). In seinem Land ist wenig Hoffnung. Er lebt im Jemen, das ist bei Saudi-Arabien. Da ist Krieg seit sieben Jahren. Viele Trümmer. Viel Hoffnungslosigkeit. Der Mann ist verzweifelt. Eines Tages aber sagt er: Ich baue mir meine Hoffnung. Er geht durch die Straßen und sammelt sich kleine Trümmer: Steinchen, Holzstücke, Pappe. Und daheim, im Wohnzimmer, baut er sich daraus Häuschen. Als wäre alles heil. Seine Straße, sein Land. Aus Trümmern baut er sich Hoffnung. So soll es wieder aussehen, sein Land. Bis dahin hofft und baut er sich seine Heimat.

Bei uns gibt es keine Trümmer. Hoffnung aber brauchen wir. Ich baue auf Menschen. Meine Hoffnung sind Menschen. An der Kasse im Supermarkt, in der Drogerie, im Park - wo wir noch hindürfen. Es gibt da oft so kleine Gespräche. Sie beginnen mit Seufzen; dann erzählen wir uns, wie schwierig und öde alles ist. Manchmal lächeln wir. Und ich merke: wir ermuntern einander zum Durchalten. Das ist auch Hoffnung. Wir sagen und zeigen uns: Wir halten durch, ohne jeden Neid; auch nicht, wenn andere schon geimpft sind. Wir bauen an der Hoffnung, weil wir stärker sein wollen als die Not - wie der Mann, der sich seine Häuschen baut. Manchmal muss man tun, als wäre bald alles heil. Darum hoffen wir auf unsere Kräfte und darauf, dass Gott uns neue Kräfte schenkt, uns wieder heil werden lässt. Der uns bisher geleitet hat, halte bitte weiter an seine schützende Hand über uns.

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