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Ich bin kein Roboter
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Ich bin kein Roboter

Diplom-Theologin Doris Meyer-Ahlen
Ein Beitrag von Diplom-Theologin Doris Meyer-Ahlen, Referentin für Familien- und Beziehungspastoral, Fulda

 „Ich bin kein Roboter.“ Für manche Online-Registrierung ist es erforderlich, dass ich an diesen Satz ein Häkchen setze und bestätige, dass ich kein Roboter bin. Einmal mehr war ich dieser Tage mit der Frage nach meiner Identität konfrontiert. Das Anliegen der Website-Betreiber kann ich durchaus nachvollziehen. Man möchte sich so gut wie möglich vor programmierten Anfragen schützen, vor Spambots, die die Funktionsfähigkeit des Systems beeinträchtigen oder außer Kraft setzen.

Es geht also um die Unterscheidung von Mensch und Maschine. Dabei irritiert mich jedes Mal der Ansatzpunkt: Warum wird mir für mein Häkchen nicht der Satz angeboten: Ich bin ein Mensch? Irgendwie wäre dies für mich viel selbstverständlicher, wenn ich schon gegenüber einem Algorithmus meine menschliche Identität bestätigen soll. Dieser kann spätestens zu diesem Zeitpunkt schon selbst relativ sicher bestimmen, dass ich kein Roboter bin. Trotzdem darf ich meine menschlichen Qualitäten noch dadurch unter Beweis stellen, dass ich auf Bilderteilen Tiere, Ampeln, Zebrastreifen oder ähnliches erkenne.

Setze ich brav mein Häkchen und bin in der Lage, Teile von Bildern zu erkennen, dann gilt meine menschliche Identität als bestätigt. So schwer ist das also gar nicht. Aber plötzlich kommt mir die Frage: Wäre ich als Christin auch so eindeutig zu erkennen? Wenn ich das Häkchen setzte „ich bin Christin“, was sollte ich dann erkennen? Und hier geht es nicht um Bildteile, sondern um das wirkliche Leben. Letztlich geht es darum: Kann und will ich in meinem Leben erkennen, wie ich dazu beitragen kann, dass die Liebe Gottes in dieser Welt sichtbarer wird? Oder andersherum: Bin ich in meinem Leben so gut als Christin erkennbar, dass mir mein Gegenüber diese Identität auch glaubt? Nun geht es beim Christsein weniger um Leistung, Wissen und Können. Aber eine Parallele finde ich persönlich schon interessant: Wenn ich sage, was und wer ich bin, braucht es noch eine Bestätigung im Tun. Es reicht nicht, das Häkchen zu setzen. Christin bin ich, wenn ich meine Beziehung zu Gott lebe, wenn ich bete, Gottesdienste mitfeiere. Wenn ich versuche, mein Leben mit anderen so zu gestalten, dass sie es als bereichernd, als befreiend, als unterstützend erleben. 

Denn ich bin kein Roboter, ich bin Christin.

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