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Geborgen in Gottes Hand
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Geborgen in Gottes Hand

Carmen Jelinek
Ein Beitrag von Carmen Jelinek, Evangelische Dekanin, Kirchenkreis Kaufungen
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Frau Schmidt steht am Zaun und spricht mit mir über ihre Sorgen. „Es wird immer schlimmer auf unserer Welt. Ich lebe hier zwar noch ganz gut, aber durch den Park gehe ich schon lange nicht mehr allein. Das ist zu gefährlich geworden. Überall stehen oder sitzen Menschen mit anderen Hautfarben. Man weiß ja nicht, was in ihnen vorgeht. Und dann diese vielen schrecklichen Nachrichten. Was soll noch werden?“
Ich kenne Frau Schmidt schon lange. Sie kam mir nie so verzagt vor wie heute.
Was soll ich antworten? „Warum fühlen Sie sich so bedroht?“ -„Es ist wahrscheinlicher, dass Sie an einer Krankheit sterben werden als durch einen Überfall oder gar durch einen Terroranschlag!“ Das ist zwar richtig, würde ihr aber nicht die Angst nehmen.
Angst ist ein Grundgefühl in unserer Zeit. Ein Gefühl der Bedrohung lässt sich rational kaum erklären. Ich kann verstehen wie Frau Schmidt   leben möchte. Nichts und niemand soll ihr gewohntes Umfeld stören, denn das verunsichert sie.
Hier hat für mich unser christlicher Glaube ganz viel zu sagen.  Zwar gibt es da auch keine Antwort auf die  Frage „Wie sicher bin ich?“, wohl aber auf die Frage:  „Zu wem gehöre ich?“
Im Abendgebet der Christenheit heißt es: „Herr, auf dich vertraue ich. In deine Hände lege ich mein Leben.“
Wer glaubt, gehört zu Gott. Das ist mir ganz wichtig. Ich bin geborgen und getragen von Gottes großer Hand. Auf Taufbildern ist das oft zu sehen. Zwei große Hände liegen schützend um den Kopf des Kindes. Diese Geborgenheit gilt mir von Anfang an. Ich muss keine Sorgen um mich selbst haben. Gott hat mich angenommen. Darauf vertraue ich und daraus schöpfe ich Hoffnung.  Das macht es viel einfacher, die anderen Menschen anzunehmen wie sie sind. Integration heißt deshalb für mich nicht, Fremde mir gleich zu machen, mir anzupassen, damit sie mir nicht mehr fremd sind. Besser wäre doch, fähig zu sein, mit der Fremdheit, der Andersartigkeit der Menschen umzugehen.
Gott ist nicht in die Welt gekommen, um die Angst einfach wegzunehmen, Auch Jesus selbst hatte Angst, besonders kurz vor seiner Verhaftung und dann am Kreuz. Aber diese Angst bekam letztlich keine Macht über ihn. Er fühlte  sich geborgen in der Beziehung zu Gott
Deshalb hatte er den Mut, seinen Weg zu gehen, die gesellschaftlich Ausgegrenzten zu besuchen, sich von ihnen berühren zu lassen und sie zu berühren und alle zu seinem Gastmahl einzuladen.

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