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Staunen über den Frühling
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Staunen über den Frühling

Beate Hirt
Ein Beitrag von Beate Hirt, Senderbeauftragte der katholischen Kirche beim hr, Frankfurt

Eigentlich weiß ich ja, wie sich der Frühling anfühlt. Ich habe ja schon ein paar erlebt in meinem Leben. Und doch komm ich auch dieses Jahr wieder richtig ins Staunen in diesen Aprilwochen: über dieses unglaubliche frische Grün an den Bäumen. Über das Weiß und Rosa und Gelb der Blüten. Und über das Vogelgezwitscher und über die Sonne, die plötzlich wieder wunderbar wärmt. Es ist, als hätte ich über den Winter vergessen, dass es das alles gibt. Dass diese Farben und diese Düfte und diese Wärme existieren. Und ich gerate ins Staunen und genieße es aus vollem Herzen.

Das geht morgens schon los, wenn ich aus dem Fenster schaue und hinter dem Haus dieses leuchtende Hellgrün an den Bäumen sehe. So viele Monate lang waren da nur kahle Äste. Und jetzt brechen aus all den Zweigen die neuen Blätter hervor. In einer Farbe, die ich faszinierend finde. Ich muss mir richtig die Augen reiben und zweimal hinschauen: Was für eine leuchtende Pracht! Und auf dem Weg zur Arbeit geht es weiter: An Magnolien komm ich vorbei und an Obstbäumen. Die blühen in einer solchen Fülle. Und später am Abend auf meinem Balkon, da genieße ich das Vogelgezwitscher, ein großer Gesang, ein richtiges Konzert! Meine Sinne öffnen sich bei all dem weit und saugen es auf, meine Ohren und meine Augen. Auch die Nase kann gar nicht genug kriegen. Und meiner Seele tut der Frühling richtig gut.

Der Winter war anstrengend. Viele Wochen mit viel Dunkelheit, und im Februar noch mal Eiseskälte. Es hat diesmal lange gedauert, bis die erste Wärme und das erste Grün kamen. Vielleicht staune ich deswegen besonders. Als ob ich gar nicht mehr damit gerechnet hätte, dass es wieder Frühling werden könnte. Dass aus all dem Toten wieder Leben hervorbrechen könnte. Es ist ja wirklich kaum zu glauben. Wie nach den kahlen, kalten Zeiten wieder alles warm und hell und farbig wird. Wie sich die Natur innerhalb von wenigen Wochen wandelt. Und wie auch ich mich in all dieser Natur wandele, wie ich neu wahrnehme und fühle.

Ich merke: Es ist für mich auch ein Zeichen. Dafür, dass das Leben immer wieder neues Leben hervorbringt. Auch, wenn ich kaum damit rechne. Das Leben siegt über den Tod. Das passt natürlich auch zu diesen Wochen nach Ostern, nach diesem Fest der Auferstehung: Einer kommt aus dem Grab ins Leben zurück. Der Tod ist nicht mehr. Das Leben siegt. Kaum zu glauben ist das. Aber die Natur singt davon gerade ein Lied. Und bringt mich ins Staunen.

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