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Was für ein Vertrauen
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Was für ein Vertrauen

Dr. Klaus Dorn
Ein Beitrag von Dr. Klaus Dorn, em. Dozent am Kath.-Theol. Seminar, Marburg

Können Frauen Priester werden? Diese Frage hatte jüngst auf einer Social Media Plattform innerhalb kürzester Zeit mehr als 400 Beiträge. Das Thema wird immer wieder diskutiert, so etwa auch im Kontext von Maria 2.0, der Protestbewegung gegen die Benachteiligungen der Frauen in der katholischen Kirche. Irgendwann sind die Argumente natürlich erschöpft und trotzdem wird weiter mit harten Bandagen gekämpft. Dies leider häufig auch in einer sehr unchristlichen Weise, mit persönlichen Angriffen und Beleidigungen. Die Gegner der Frauenordination argumentieren mit der Tradition der Kirche und stützen sich auf die Verlautbarung von Papst Johannes Paul II „Ordinatio Sacerdotalis“ aus dem Jahr 1994. Er versuchte, damit  jegliche Diskussion zu beenden, allerdings vergebens. 
Die Befürworter der Protestbewegung sind der Ansicht, dass die Aussagen des Papstes nicht schlüssig sind, weil die dort geäußerten Voraussetzungen nicht stimmen. Wenn Jesus 12 Jünger ausgewählt hat, so gehe es gar nicht um den Vorrang von Männern. Vielmehr zeige die Zahl 12 schon an, dass diese Jünger in irgendeiner Beziehung zu den 12 Stämmen Israels stehen. Inzwischen sind beide Positionen scheinbar hoffnungslos verhärtet und ziehen sich quer durch die Kirchenlandschaft und durch fast alle Hierarchiestufen. Gar eine drohende Kirchenspaltung wird beschworen. Den Befürwortern hält man entgegen: Ihr könnt ja aus der römisch katholischen Kirche austreten und zu den Evangelischen gehen. Da habt ihr, was ihr wollt. Ist das wirklich eine Lösung?
Was für ein Vertrauen – unter dieser Überschrift stand der evangelische Kirchentag in diesem  Jahr. Man hatte keine Satzzeichen gesetzt. An der alttestamentlichen Stelle (2 Kön 18,19) aus der dieser Satz stammt, steht am Ende ein Fragezeichen. Warum? Weil der General des Königs von Assur, der vor den Mauern von Jerusalem steht, dem eingeschlossenen König die Frage stellt: Worauf vertraust du eigentlich? Ich stehe mit meiner überlegenen Armee vor deiner Stadt, habe sie eingekreist und belagere sie. Meinst du, dein Gott hilft dir, der nicht einmal in der Lage ist, seine Heiligtümer und Altäre zu verteidigen?
Natürlich kann man auch die Christen heute fragen: Sagt mal, worauf vertraut ihr eigentlich? Etwa auf euren Gott? Was tut der denn, um euch aus euren Ängsten zu befreien? Was tut er, damit es in dieser Welt menschlicher, christlicher zugeht?
Was für ein Vertrauen. Ich möchte dahinter eigentlich immer ein Ausrufezeichen setzen. Habt ihr Christen doch Vertrauen in diesen Gott, in die Aussagen Jesu Christi, in jene der Heiligen Schrift. Es gehört viel dazu, auf diesen Gott zu setzen und tatsächlich einmal ernst zu nehmen, was uns Christus über ihn gesagt hat, und uns darauf zu verlassen, dass er uns trotz allem nicht aufgibt. Er ist uns zugewandt und unsere kleinlichen Auseinandersetzungen, Gebote und Satzungen interessieren ihn kaum.
Dieses Vertrauen geht über jede noch so sachliche Frage der Frauenordination hinaus. Man kann es eigentlich nicht oft genug wiederholen: Habt doch Vertrauen!

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