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Stark ist, wer seine Schwächen kennt
Bildquelle: Pexels/Pixabay

Stark ist, wer seine Schwächen kennt

Michael Becker
Ein Beitrag von Michael Becker, Evangelischer Pfarrer, Kassel
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Er ist 21 Jahre alt. Und leiht sich ein Auto, Sportwagen, über 500 PS. In dem verbringt er den Tag. Auf der Autobahn, manchmal mit 270 Sachen. Am späten Abend eine letzte Runde durch die Stadt Stuttgart. 160 Sachen. Er verliert die Kontrolle über den Wagen, tötet zwei Menschen. Er selbst bleibt unverletzt. Vor Gericht bereut er. Vor einer Woche das Urteil: fünf Jahre Gefängnis. Die Eltern der Toten hatten auf mehr gehofft.

Ein Mensch im Größenwahn. Immer öfter gibt es Raser in Stadt und Land. Oft mit Unfällen. Sie legen Schatten aufs Leben; schaden sich und anderen. Sie wollen zeigen, was für tolle Kerle sie sind. Und überschätzen sich. Ihr Auto wird zur Waffe. Am Ende bleiben Schmerz und Schatten. Auf allen Leben. Opfer und Täter werden ihres Lebens nicht mehr froh.     

Alles aus Hochmut, aus Gier nach Bedeutung. Dagegen können wir nichts tun. Wir können warnen, urteilen, ins Gefängnis schicken - der Überhebliche aber muss sich selbst erkennen. Jeden Tag vor dem Spiegel muss man sich fragen: Bin ich so stark, wie ich behaupte? Bin ich der Mensch, der ich gerne wäre? Meistens ist man’s nicht, möchte es nur sein. Wer das weiß, fühlt seine Grenzen, steigt herunter vom hohen Ross. Ein Mensch ist oft schwächer, als er’s gerne hätte. Man muss wissen, dass man auch scheitern kann. Ein wichtiger Moment, wenn man das erkennt. Stark ist, wer seine Schwächen kennt. Und leise bittet: Ich will und muss kein Kraftprotz sein; steh mir bei, Gott. Demütig sein - auch vor sich selbst - macht richtig stark.

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