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Schenke den Ärzten Licht

Schenke den Ärzten Licht

Dr. Ansgar Wucherpfennig
Ein Beitrag von Dr. Ansgar Wucherpfennig, Jesuitenpater, Professor für Neues Testament an der Hochschule Sankt Georgen, Frankfurt
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Eine gute Freundin ist Ärztin, und mit ihr zu sprechen, hat mir schon oft geholfen. Sie schaut mit einem anderen Blick auf die Menschen. Schon wenn sie in ein Gesicht sieht, fällt ihr vieles auf, was mir entgeht - zum Beispiel, ob die Augen matt dreinschauen oder strahlen. Die Augen sind das Fenster zur Seele, heißt es. Es gibt aber noch viel mehr Verbindungen vom Äußeren eines Menschen in sein Inneres: die Haut und der Mund, eine sorgengefaltete Stirn oder ein entspanntes Lächeln sagen viel aus, und es ist eine Gabe, solche Zeichen zu erkennen. In der Bibel sagt Gott im Buch Exodus: „Ich selber bin dein Arzt“ (Exodus 15,26). Gott schaut wie ein Arzt oder wie eine Ärztin behutsam und heilend auf jeden Menschen, auf Körper, Seele und Geist.

Ärztinnen und Ärzte tragen eine große Verantwortung in diesen Wochen, in denen immer mehr Menschen Angst vor Ansteckung haben oder sogar krank werden. Selbst wenn das Corona-Virus Menschen noch nicht direkt getroffen hat: Auch die Angst kriecht in die Knochen und in die Seele. Welche Verantwortung mit der Tätigkeit einer Ärztin und eines Arztes verbunden ist und wie sie auch sein Inneres bewegen können, das ging mir einmal vor vielen Jahren an einem Gebet auf. Es stammt von der französischen Dichterin Marie Noel aus ihrem Buch ‚Notes intimes‘, auf deutsch: „vertrauliche Bemerkungen“. Seitdem ich das Gebet gefunden habe, trage ich es mit mir. Es heißt darin:

„Mein Gott, erbarme dich jener, (…), die man als Retter ausgebildet hat. Retter aller Menschen, schenke den Ärzten Licht, erleuchte den Arzt im Dunkel des Kranken. Er muss ja in das Geheimnis des Leibes und der Seele eindringen. (…) Möge er in sich selbst Güte finden, Schutz und Kraft für den Verzweifelnden, Verzweifelten, der ihn erwartet. Verleihe ihm die Gnade, damit er, wenn es (…) schlimm um ihn selbst steht, wenn er unsicher (…) und verwirrt ist, stets weise, gütig und lauter bleibe, des heiligen Schmerzes würdig, der sich ihm anvertraut. (…) O verleihe ihm auch Kraft, Herr und Gott, dass die Last der Vielen ihn nicht erdrücke, das Elend seine Freude nicht auslösche, die zu verbindende Wunde ihm nicht wehe tue.“ So weit das Gebet.

Ich bete es, wenn ich an Menschen denke, die einem Arztbesuch sorgenvoll entgegengehen oder eine schwere Operation vor sich haben. Dann denke ich mit diesem Gebet an die Ärztinnen und Ärzte, die sich um diese Kranken mühen. Auch in diesen Tagen hilft es mir für mein Gebet, für all diejenigen, die Kranke pflegen und heilen, aber auch für die Menschen, die krank sind, an dem Virus oder auch an anderen schweren Krankheiten. Für sie alle bete ich in diesen Tagen besonders.

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