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Schätze sammeln
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Schätze sammeln

Carmen Jelinek
Ein Beitrag von Carmen Jelinek, Evangelische Dekanin, Kirchenkreis Kaufungen
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Als Studentin hatte ich Mühe, meine erste Wohnung mit Einrichtungsgegenständen zu füllen und ihr eine persönliche Note zu geben. Heute denke ich oft: Es ist zu viel, was Dich umgibt! Ich weiß nicht, ob es am Alter liegt oder an unserer Zeit, vielleicht an beidem: Scheinbar ist Ausmisten angesagt, sich befreien von unnötigem Ballast. Im Internet lese ich: „Verabschieden Sie sich von allem überflüssigen Gerümpel, schaffen Sie endlich wieder Platz in ihrem Leben.“  „ Das Leben entrümpeln, die Seele befreien.“
Da sind Dinge, die haben sich überholt. Sie sind alt und Neues wurde gekauft. Solche Gegenstände stehen oft im Keller oder am Dachboden. Wir hatten z.B. noch lange drei alte Drucker stehen, weil ja vielleicht noch irgendjemand  sie gebrauchen könnte. Der Entschluss war nicht leicht, sie einfach dem Sperrmüll zu überlassen.
Da gibt es aber auch noch andere Dinge: Erinnerungen, Mitgebrachtes, Gesammeltes. Als Kind habe ich mit meinen Eltern Bergkristalle gesammelt. Mich hat fasziniert, dass so etwas Schönes Altes in der Natur zu entdecken ist. Am Meer waren es die Muscheln oder auch schöne Steine, später auch Sand von verschiedenen Stränden. Ich denke, fast alle Kinder sammeln Sachen. Sie tragen Dinge zusammen und sortieren sie. Sie  begreifen alles im wahrsten Sinne des Wortes.
Ich schaue mir die Dinge immer wieder einmal an, sie wecken Erinnerungen. Ich finde, davon geht eine ganz positive Energie aus.
Ich gebe zu, irgendwann war meine Zeit mit den Bergkristallen vorbei. Zunächst sind sie im Keller gelandet, dann habe ich sie wieder der Natur zurückgegeben. Das finde ich auch gut so. Denn sie haben nicht mehr auf mich gewirkt.
Da gibt es aber etwas, da ist es anders:
Ich bin früher tagtäglich an einem Geschäft mit besonderen Fotografien vorbeigegangen. Und jedes Mal blieb ich fasziniert stehen vor dem Foto eines alten Mönches, der barfüßig vor einem Gebäude sitzt und liest. Er ist ganz versunken in sein Buch. Auf mich übertrug sich ein Gefühl von Ruhe und Gelassenheit. Irgendwann konnte ich nicht mehr widerstehen und habe das Foto gekauft. Es hängt seitdem in meinem Arbeitszimmer. Ich wünsche mir diese innere Ruhe und Gelassenheit. Wenn ich diese Fotografie anschaue, denke ich: Ich bin immer noch auf dem Weg. Ich habe diese innere Ruhe noch nicht erlangt. Ich bitte Gott immer neu, dass er sie mir in Augenblicken, die mich  herausfordern, schenken möge. Dazu gehört wohl, nicht möglichst viel zu haben, sondern nur das wichtige.

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