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Platz machen für den Geist
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Platz machen für den Geist

Dr. Barbara Brüning
Ein Beitrag von Dr. Barbara Brüning, Katholische Journalistin, Autorin und Systemische Familienberaterin, Frankfurt
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Ein mir sehr lieber Mensch ist im letzten Jahr gestorben. Aber da bin ich natürlich derzeit nicht die einzige, der es so geht. In Corona-Zeiten mussten sich besonders viele Menschen von ihren Lieben verabschieden. Mein lieber Freund hat eine große Lücke in meinem Leben hinterlassen. Die wird sich nicht so schnell schließen. Es ist der Austausch, der mir fehlt. Die Stimme, der Blick. Das Dasein. Das Lachen.

Es ist gut für euch, dass ich fort gehe

Beim Durchsehen von Dingen, die mich an ihn erinnern, ist mir ein Buch in die Hände gefallen, das er mir geschenkt hat. Darin habe ich vorne drin ein Bibelzitat gefunden: „Es ist gut für euch, dass ich fort gehe“, das hat Jesus zum Abschied zu seinen Jüngern gesagt (Johannes-Evangelium 16,7). Es kam mir auf einmal so vor, als wäre das für mich gemeint. Und ich glaube, ich war so empört, wie die Jünger von Jesus, als sie das von ihm gehört haben. „Was soll denn daran gut sein?“, habe ich mich gefragt. Mir fehlt ein Gegenüber! Aber bei Jesus geht es darum, so heißt es da weiter in der Bibel, dass der Tröster kommen wird, wenn Jesus gegangen ist. Und da habe ich mir gedacht: Vielleicht ist das bei jedem Menschen so: Wenn sie gehen, dann bleibt ein Trost. Ich muss nur genau hinsehen.

Der Geist bleibt da

Vielleicht ist es ja so, dass so etwas wie sein Geist zurückbleibt, wenn jemand stirbt? Ich jedenfalls lese alte Emails und Postkarten noch mal, Worte fallen mir ein. Gesten. Es ist, als ob Gespräche weitergehen und auch Antworten kommen. Und manchmal habe ich sogar den Tonfall seiner Stimme im Ohr.

Gedanken, Gefühle gehen nicht verloren

Ich denke mir: Wenn der Körper geht, dann bleibt etwas von seinem Geist in der Welt. Natürlich werde ich nicht so schnell aufhören können zu trauern, aber es ist tatsächlich ein Trost zu spüren - und dieser Trost ist mehr als nur die Erinnerung.

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