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Pfarrherren
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Pfarrherren

Prof. Dr. Markus Tomberg
Ein Beitrag von Prof. Dr. Markus Tomberg, Professor für katholische Religionspädagogik, Fulda und Marburg
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Den "Pfarrherrn" gibt es nicht mehr. Pfarrherr, das ist einer der etwa 300 Begriffe, die es nicht mehr in die neueste Ausgabe des "Duden" geschafft haben. Die ist soeben erschienen. Und wie immer setzt das wohl bekannteste deutsche Wörterbuch mit der Aufnahme oder Streichung von Wörtern starke Signale. Eines davon: Pfarrherren – das Wort braucht es nicht mehr.

Die Realität sieht viel zu oft noch anders aus. Wenn auch das Wort "Pfarrherr" ungebräuchlich geworden ist: die Sache gibt es nach wie vor. Gerade die katholische Kirche hat ein Problem mit dem, was unter anderen Papst Franziskus als Klerikalismus anprangert: Menschen, die selbstherrlich entscheiden, wie andere den Weg der Nachfolge Jesu zu gehen haben. Immer noch gibt es christliche Gemeinden, in denen Menschen entmutigt, gedemütigt, gemobbt, ausgegrenzt, mundtot gemacht werden. In denen das Recht gebrochen wird. In denen manche sogar Gewalt erfahren müssen.

Änderungen werden angegangen, aber es bleibt kompliziert. Vor kurzem erst erhielten die deutschen Bischöfe Post aus Rom: Echte Mitsprache, Partizipation, sogar Gewaltenteilung und Demokratie, die pfarrherrlichen Menschen Grenzen setzen könnten, sind in Kirchengemeinden unerwünscht.

Der Duden ist da seiner Zeit voraus. Oder aber ganz am Anfang. Denn zur Botschaft Jesu gehören die Pfarrherren keineswegs. Zur Botschaft Jesu gehören vielmehr Sätze wie dieser: Wer von euch der Größte sein will, der soll der Diener aller sein. Bis heute tun sich Christinnen und Christen damit schwer.

Doch Veränderungen fallen nicht leicht. Anders als eine Wortstreichung im Duden lassen sich eingeübte Verhaltensweisen nicht einfach so abschaffen. Umso notwendiger sind deshalb Veränderungen, wenn das bisherige Verhalten dazu führt, dass Menschen Unrecht geschieht und ihnen Leid angetan wird.

Ein erster Schritt auf diesem Weg ist, Unrecht als solches zu benennen. Falsche Verhaltensweisen zu demaskieren. Sie beim Namen zu nennen.

Und dazu braucht es eine Sprache, braucht es Wörter, die das können. Vielleicht auch das Wort "Pfarrherr".

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