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Bildquelle: Jiradet Inrungruang/Pixabay

Hören

Gabriele Heppe-Knoche
Ein Beitrag von Gabriele Heppe-Knoche, Evangelische Pfarrerin, Kassel
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Das Beste, wenn ich morgens früh aufstehe, ist die Stille. Die Stille, die noch über dem Haus liegt. Alle anderen schlafen noch. Die Welt draußen ist noch nicht im vollen Gang. Manchmal höre ich die Vögel oder der Kater kratzt an der Tür. Aber sonst ist es still. Eine Wohltat für die Ohren und für die Seele.
Unser Alltag sonst ist voll von Geräuschen. Gespräche, Wortfetzen, ein Radio dudelt, Straßen – und Motorenlärm und vieles mehr. Manches ist so vertraut und alltäglich. Wir hören kaum bewusst hin.
Hören ist eine besondere Sinneswahrnehmung. Töne und Klänge wirken sehr tief auf uns. Musik kann uns in verschiedene Stimmungen versetzen, - heiter oder nachdenklich. Wir beginnen zu träumen, uns zu entspannen oder wir werden aufmerksam und hellwach. Auch wenn wir nicht bewusst hinhören, beeinflussen uns die Geräusche um uns herum. Manchmal ganz unauffällig und subtil. Sie wecken Spannung oder hektische Gefühle in uns, sie behindern die Konzentration, sie wirken zerstreuend oder machen aggressiv.

Das Hören hat für Christen eine besondere Bedeutung. Der Glaube, so heißt es, kommt aus dem Hören, aus dem Hören auf Gottes Wort. Aber wie können wir Gottes Wort hören zwischen all den Geräuschen, Tönen und Klängen um uns herum? Wie hören wir Gottes Wort heraus aus all den anderen Worten, die man im Laufe eines Tages gesagt bekommt?
Manche gehen regelmäßig sonntags zum Gottesdienst und hören auf das, was da von Gott gesagt wird. Das ist ein guter Ort zum Nachdenken. Ein Ort, um zur Ruhe zu kommen. Mancher fühlt sich durch die Predigt angesprochen, andere durch ein Gebet. Auch beim Singen oder wenn die Orgel spielt, haben manche das Gefühl, Gott spricht zu ihnen. Aber Gott erreicht uns nicht nur in der Kirche.
Ich vertraue darauf: Er erreicht uns an vielen Orten.
Die Bibel erzählt davon, dass Menschen mitten in ihrem Alltag Gottes Gegenwart spüren, Gottes Wort hören.
Maria arbeitet in der Küche, als der Engel sie anspricht.
Und die ersten Jünger reinigen gerade ihre Netze am See Genezareth, als Jesus zu ihnen sagt: Folgt mir. Paulus trifft Gottes Wort mitten auf der Reise so heftig, dass er allein nicht weitergehen kann. Auch heute erlebe ich so etwas. Nach einem langen Arbeitstag habe ich noch rasch den Rasen gemäht. Eilig. Es wird schon bald dunkel. Hinterher noch eine Runde durch den Garten. Alles gut. „Meinen Frieden lasse ich euch.“ Dieses Wort Jesu kommt mir unvermittelt in den Sinn. Und ich kann seinen Frieden in mir spüren. Wie er mitgeht in die Nacht. Es lohnt sich, sich offen zu halten und hinzuhören, - mit Gottes Gegenwart zu rechnen mitten in unserem Leben.

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