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Gott rechnet wie meine Oma
Angelo Esslinger/Pixabay

Gott rechnet wie meine Oma

Claudia Sattler
Ein Beitrag von Claudia Sattler, Evangelische Pfarrerin, Herborn
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Gott rechnet wie meine Oma. Wenn meine Oma gebacken hat, dann hat sie immer einen halben Kuchen pro Person gerechnet. Es war immer viel zu viel. Die Auswahl an Torten und Kuchen konnte es mit jeder Konditorei locker aufnehmen. Am Ende jeder Feier bekamen alle ein Packet mit Kuchenresten in die Hand gedrückt und konnten sich damit auch die nächsten Tage noch versüßen.

Gott rechnet wie meine Oma. Bei ihm gibt es mehr, als wir brauchen. Er knausert nicht sondern schenkt ein Leben in Fülle. Immer wieder merke ich das: Der Tag ist voller Möglichkeiten. Gott hat mich im Blick, ich kann Bäume ausreißen und freue mich über seine Geschenke: den Sommer, das Erdbeereis, die Freunde. Gott schenkt Leben in Fülle! Na gut: Manchmal merke ich von dieser Fülle wenig. Es gibt Tage, da kommt es mir eher vor, als würde mich Gott mit einem Kanten Brot abspeisen, statt mich vor ein gefülltes Buffet zu stellen. Alles ist nur anstrengend. Da möchte ich mich schon bei Gott beschweren – und ab und zu tue ich das auch.

Trotzdem glaube ich, es stimmt: Dass es bei Gott ein Leben in Fülle gibt, dass Gott wie meine Oma rechnet. Er kann auch aus einem Kanten Brot ganz viel machen. So wie bei Jesus damals. In der Bibel steht folgende Geschichte: Am Ende eines langen Tages waren immer noch tausende Menschen da, die Jesus zuhören wollten. Und die Leute hatten Hunger. Aber es waren nur fünf Brote und zwei Fische da. Jesus ließ die fünf Brote und zwei Fische verteilen. Alle wurden satt, und am Ende blieben noch zwölf Körbe übrig.

Plötzlich war die Fülle da. Irgendwie ist das bei mir auch so: Plötzlich ist die Kraft doch da, die ich brauche – und sie reicht. Aus dieser Erfahrung ist für mich etwas übrig geblieben: Ich darf leben, als ob ich an der Kuchentafel meiner Oma stehen würde. Ich vertraue darauf, es wird reichen, weil Gott die Fülle schenkt – auch wenn ich das nicht immer sehe.

Denn wo Gott gibt, da gibt er immer mehr, als wir brauchen. Und das ist kein Rechenfehler. Das ist Absicht! Wie bei meiner Oma.

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