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Gleichstellungstag
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Gleichstellungstag

Ute Klewitz
Ein Beitrag von Ute Klewitz, Pastoralreferentin, Mentorin für Lehramtsstudierende mit dem Fach Katholische Theologie an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz
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Heute wird in den USA der Frauen-Gleichstellungstag begangen. Dieser Tag erinnert daran, dass dort am 26. August 1920 die Frauen ein gleichberechtigtes Wahlrecht bekamen. Eine Gruppe von Frauen hatte dafür lange vor dem Weißen Haus protestiert. Sie nannten sich die „Silent Sentinels“, übersetzt heißt das: „die schweigenden Wächter“. Gleiche Rechte für Frauen und Männer: Das ist wichtig. Auch bei uns in Deutschland gibt es im Grundgesetz eine Gleichstellung von Frauen und Männern. Mir gefällt, dass es in den USA diesen öffentlichen Erinnerungstag gibt. Im Erinnern steckt zugleich doch auch die Mahnung, sich diese gleichen Rechte immer wieder bewusst zu machen. Diese Gleichstellung von Frauen und Männern zu entfalten, heißt für mich aber nicht, dass alles immer gleich sein muss. Für mich gibt es zwischen Frauen und Männern eine Spannung mit kreativem Potential. Gerade die katholische Kirche tut sich mit diesem Thema bisher schwer. Aber ich erlebe sie auch als einen Ort, indem diese Spannung weiter erkannt und kreativ entfaltet werden könnte und auch müsste.

Wie kann so eine Entfaltung aussehen? In meiner Gemeinde ist Kirche ein Raum, in dem gläubige Menschen ihre eigene Geschichte oder auch Erlebnisse in ihrem Leben zu Narrativen werden lassen, d.h. zu sinnstiftenden, mit Gefühlen verbunde-nen Geschichten. Diese Narrative gestalten unsere Gottesdienste. Sie erzählen hier ihre eigenen Geschichten mit Gott – dabei schimpfen sie, sind traurig und wütend, aber es gibt in diesem erzählten Glauben auch das Lachen und Feiern. Dabei beobachte ich bei Frauen und Männern unterschiedliche Erzählformen. Männer erzählen gerne voneinander oder von sich selbst. Oft wahre Helden-Geschichten, die sie vor Gott bringen. Frauen können das sicher auch, aber in ihren Narrativen gibt es daneben auch eine Menge Beziehungsgeschehen: mit Krisen und Happy End. Diese Narrative werden auch still und meditativ weitergetragen. Das erinnert mich an die „silent sentinels“ vor dem Weißen Haus, die schweigenden Wächter, die konkrete Veränderungen erwirkt haben. Ich wünsche mir eine Kirche, in der die Geschichten von Frauen stärker vorkommen und die sich dadurch mehr und mehr ändert.

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